Der Friedenspreis 2024 der Anstifter, mit 5.000 € dotiert, geht an CORRECTIV. Für diesen Vorschlag sprachen sich in einer Stichwahl 88 Personen aus. Wahlberechtigt waren über 1.000 Personen, die Wahlbeteiligung war mit 28 % extrem niedrig.
Die meisten der Wahlberechtigten haben sich nicht an der Wahl beteiligt. Auch musste der erste Wahlgang wiederholt werden, weil ein auf dem Wahlzettel stehender Journalist mit seinen Aktivitäten in den letzten Jahren direkt mit Projekten der AnStifter zusammenhing. Das widerspricht der Satzung zum Friedenspreis. Diese Tatsache war vom Vorstand der Stiftung schlichtweg übersehen worden.
Zudem hat der aufgeführte Journalist signalisiert, dass er den Friedenspreis nicht annehmen würde, wenn er gewinnen würde. Er vertrat die Auffassung, man könne ihm wohl einen Journalistenpreis verleihen aber keinen Friedenspreis. Journalistisches Arbeiten sei schließlich sein Job und habe nicht unbedingt friedensstiftende Wirkung. Das Gleiche trifft für den diesjährigen Preisträger, CORRECTIV, zu.
Journalismus als friedensstiftende Tätigkeit?
Das gemeinwohlorientierte Medienhaus CORRECTIV will die Demokratie stärken, das ist ihr Anspruch. Ein friedvolles Miteinander, die Unterstützung Benachteiligter Gruppen, die Hilfe für die seitlich Umgeknickten (H.-D. Hüsch), steht nicht auf ihrem Programm. CORRECTIV ist eine höchst professionell arbeitende Journalistengruppe, die ihre Recherchen öffentlichkeitswirksam vermarktet. Dahinter steht die „CORRECTIV – Recherchen für die Gesellschaft gemeinnützige GmbH“. Sie wurde 2013 gegründet und nahm 2014 ihre Arbeit auf. Die GmbH betreibt außerdem die Reporterfabrik und eine Online-Journalistenschule. Der Journalist David Schraven, der zuvor das Rechercheressort der Funke Mediengruppe leitete, ist der Gründer von CORRECTIV.
CORRECTIV ist mit finanziellen Mitteln gut ausgestattet
- Mehr als zwei Millionen Euro hat CORRECTIV 2023 von privaten Spendern und Unternehmen erhalten, um unabhängig arbeiten zu können. Sie bilden die erste Säule der Finanzierung des Medienunternehmens.
- Weitere 1,8 Millionen kamen im selben Jahr von Stiftungen. Etwa von Philanthropen wie Pierre und Pam Omidyar, Schöpflin oder Alfred Toepfer. Eine genaue Aufstellung aller Finanzen veröffentlicht CORRECTIV jedes Jahr auf seiner Website. Diese Quelle stellt Säule Nummer zwei dar.
- Als drittes Standbein betreibt die Rechercheplattform eine Tochtergesellschaft, in der sie Geld durch wirtschaftliche Aktivitäten verdient. Diese Tochtergesellschaft, CORRECTIV – Verlag und Vertrieb für die Gesellschaft UG (haftungsbeschränkt), verkauft Bücher und organisiert das Faktencheck-Programm des amerikanischen Konzerns Meta von Mark Zuckerberg (!!!!).
Neben den finanziellen Zuwendungen haben sie bereits viele Preise erhalten. Auf ihrer eigenen Web-Seite schreiben sie:
Seit der Gründung 2014 wurde CORRECTIV mit über 30 Preisen für seine journalistische Arbeit ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Grimme Online Award, dem Nannen Preis, dem Helmut Schmidt Journalistenpreis, dem Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus und dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis.
Letztes Jahr hat CORRECTIV eine Enthüllung über die AfD und der ihr nahestehenden Organisationen veröffentlicht. Daraufhin kam es in vielen Städten zu Massendemonstrationen gegen die AfD. Das ist gut so. Aber gebührt ihnen dafür der Friedenspreis der Anstifter in diesem Jahr?
Der Friedenspreis der Anstifter droht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken
Die Vorschläge zum Friedenspreis 2024 der Anstifter nennen immer häufiger öffentlichkeitswirksame Organisationen. Im Fokus stehen nicht mehr Gruppen oder Einzelpersonen aus der Zivilgesellschaft, die sich für ein friedliches Miteinander verfeindeter Gruppen einsetzen. Wenn sie auf dem Wahlzettel stehen, haben sie oft keine Chance gegen die „prominenten Wahlvorschläge“. Schon vor Jahren wurde intern diskutiert, ob – wie in diesem Jahr geschehen – Journalisten überhaupt vorgeschlagen werden dürfen. Also Menschen, die ihren Job machen und dafür bezahlt werden. Leider hat sich diese Reform bei den Entscheidungsträgern nicht durchgesetzt. Es ist zu befürchten, dass bei diesen Kriterien und bei der geringen Wahlbeteiligung der Friedenspreis der Anstifter, der einmal ein „Leuchtturmprojekt“ war, in die Bedeutungslosigkeit absinkt: Die lokale Presse wie auch der SWR reagierten dieses Jahr schon gar nicht mehr auf die Verkündigung des Preisträgers.