Elsternest

Greenwashing der Eisenbahnen – Gedanken aus Jamestown (ND)

Greenwashing der Deutschen Bahn
Der Versuch der Deutschen Bahn, ihr Image bezüglich der Ökologie zu verbessern

Greenwashing hätten Eisenbahnen eigentlich nicht nötig. Die Eisenbahnen in Deutschland und in den USA haben einiges gemeinsam. Beide sind im Transportsektor umweltfreundlicher als der Straßenverkehr. In den USA werden ca. 42% der Güter im Fernverkehr über die Schiene abgewickelt. Die Züge rollen langsam aber sie fahren und haben überall Priorität. Einen nennenswerten Personenfernverkehr gibt es in den USA nicht, das Auto hat den schienengebunden Personenverkehr seit dem 2. Weltkrieg abgelöst und auf den Fernverbindungen geschah das durch die Entwicklung in der Luftfahrtindustrie. In Deutschland gibt es nach wie vor einen beachtlichen Anteil in der Personenbeförderung über die Schiene. Aber gerade hier, wo die Bahn punkten könnte, was den ökologischen Personentransport angeht, versagt die Bahn seit Jahrzehnten.

Stilllegungen statt Aufbau von Schienenkilometern

Seit dem geplanten Börsengang hat die Bahn viele Kilometer Schieneninfrastruktur stillgelegt und zurückgebaut. (Ähnlich wie das US-amerikanische Vorbild, siehe mein Artikel hier.) Bahnhöfe hat sie verkommen lassen und macht das Reisen mit der Bahn auch dadurch nicht attraktiv. Ein Taktfahrplan, wie er in der Schweiz seit Jahrzehnten implementiert ist, sucht man bei der Deutschen Bundesbahn vergeblich. Spitzenreiter ist sie bei der Unpünktlichkeit. Und nun, da ein Sanierungsprogramm auf die Schiene gesetzt wurde und große Verbindungsstrecken saniert werden, wird sich dieser Zustand noch über Jahre hinziehen.

Stuttgart 21 – ein Katastrophenprojekt aus ökologischer Sicht

Mit der Errichtung von Stuttgart 21 hat die Bahn einen weiteren, verheerenden Sündenfall begangen. Der Herstellung von Millionen der zu verbauenden Betontonnen für den Tunnelbau belastet die Umwelt auf besondere Weise. Doch die schlimmste Auswirkung betrifft den Bahnverkehr selber: Der Bahnknoten wird nicht die Anzahl an Zügen abwickeln können, wie es ein modernisierter Kopfbahnhof hätte leisten können. Daher gibt es bereits Überlegungen, Schienen oberirdisch zu belassen.

Mit dem Bau hat die Bahn massiv in die Flora und Fauna eingegriffen. Beim Projekt Stuttgart 21 kam es seit Baubeginn im Februar 2010 schon vielfach zu erheblichen Konflikten mit dem Artenschutz. Betroffen sind verschiedene zum Teil streng geschützte Tierarten wie Biber, Fledermäuse, Vögel, Eidechsen oder Holzkäfer. Bei Abrissarbeiten des ehemaligen Bahndirektionsgebäudes an der Heilbronner Straße im Jahr 2012 hat der BUND einen zeitweiligen Baustopp erwirkt, weil eine Turmfalkenbrut bedroht war.

Bundesweite Berühmtheit erlangte der nach EU-Recht streng geschützte Juchtenkäfer, der in alten Baumhöhlen lebt. Bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion ließ die Bahn im September 2010 im Mittleren Schlossgarten illegal uralte Platanen fällen, die von Juchtenkäfern besiedelt waren
Bundesweite Berühmtheit erlangte der nach EU-Recht streng geschützte Juchtenkäfer, der in alten Baumhöhlen lebt. Bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion ließ die Bahn im September 2010 im Mittleren Schlossgarten illegal uralte Platanen fällen, die von Juchtenkäfern besiedelt waren.
Kurze Zeit später konnte auf Intervention des BUND 20 sehr große und alte Platanen vor der Fällung gerettet werden. Hauptargument: Juchtenkäferbesatz.

Durchsichtiges Greenwashing

Firmen, die exzessiv die Umwelt schädigen und belasten, sind besonders aktiv bei Strategien, die man „Greenwashing“ nennt. So auch die Deutsche Bahn, hier ein Beispiel dafür in Korntal:

Zwei große Hochbeete hat sie vor kurzem direkt neben dem Zugang zu den Bahnsteigen aufgebaut. Sie stehen mitten auf dem Gehweg, behindern den Zugang zur Bäckerei Katz, die sich vor allem in den Morgenstunden großer Beliebtheit erfreut.

In einem der Hochbeete wirbt die Bahn nach bewährten Methoden des Greenwashing mit einer für Insekten optimalen Miniaturlandschaft. Da darf das obligatorische Insektenhotel nicht fehlen. Nur ist es hier denkbar unattraktiv aufgestellt: die Stirnseite mit den Löchern für Bienen zeigt nach Norden anstatt nach Süden und eine blühende Umgebung, in der sich Insekten vorzugsweise aufhalten, sucht man ebenfalls vergeblich. Der verwitterte Baumstamm in einer Sandlandschaft erinnert an die Tunnelbohrmaschine, die den Untergrund rund um Stuttgart durchbohrt hat, um die Schienen für den neuen Bahnhof unter die Erde zu verlegen. Wieviele Kleinstlebewesen dieser gierigen Maschine zum Opfer gefallen sind, mag man sich nicht ausdenken. Hier wird stattdessen über Wildbienen, Weidensandbienen und Schmalbienen schwadroniert, die im sandigen Erdboden nisten.

Das zweite Hochbeet beherbergt eine wilde Wiese und mittels einer Tafel mit pädagogischen Hinweisen wird für Artenvielfalt geworben.

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