Heute geht es hoch hinaus: Einen Blick werfen vom 94. Stock des John Hancock Centers wollten wir, seid wir im Hotel Knickerbocker angekommen sind. Das John Hancock Center liegt fußläufig von unserem Hotel entfernt. Von dem Panoramastockwerk kann man in alle Himmelsrichtungen auf Chicago und den Lake Michigan blicken. Die Aussicht ist wirklich spektakulär. Deutlich ist zu erkennen, dass die Hochhausbebauung von Chicago sich im inneren Stadtgebiet abspielt. Lässt man den Blick weiter schweifen, sind höhere Gebäude –wie üblich – die Türme der Kirchen. Wir suchen und finden unser Hotel Knickerbocker, das mit seinen 9 Stockwerken wenig spektakulär wirkt. Interessant, dass auf einer Reihe von Hochhäusern auf dem Dach Swimmingpools zu erkennen sind. Es handelt sich um Häuser, die überwiegend als Wohnhäuser konzipiert sind. In Japan werden häufig Swimmingpools auf Hochhäusern errichtet, das dient der Stabilisierung bei Erdbeben, wie M. auf seiner Japanreise gelernt hat.
Auf zum Grant Park
Vom John Hancock Center geht es mit dem Bus in direkter Fahrt zum Clarence F. Buckingham Gedächtnisbrunnen im Grant Park. Zwei riesige Indianerskulpturen, nackt auf ihren Pferden, stehen auf der Zufahrtstrasse zum Park. Es handelt sich um The Bowman and The Spearman des kroatischen Bildhauers Ivan Meštrović. Der hatte die Skulpturen Mitte der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts erschaffen. Aus der gleichen Zeit stammt der Brunnen mit seinen Figuren.
Pfeil & Bogen und Speer muss man sich denken
Ein ungewöhnlicher Aspekt der Skulpturen ist, dass beiden Indianer ihre jeweiligen Waffen, Pfeil & Bogen und Speer, fehlen. Das Auslassen der Waffen war beabsichtigt, da der Künstler es vorzog, dass sie „der Vorstellungskraft überlassen werden, während die Aufmerksamkeit auf die kühnen Linien der Muskulatur von Mensch und Tier sowie auf die linearen Muster der Pferdemähne und -schwänze und die Kopfbedeckungen der Figuren gerichtet ist.“ Trotz der Tatsache, dass die Waffen nie existierten, gab es im Laufe der Zeit viele Theorien über ihren angeblichen Verbleib. Einige glauben sogar, dass sie als Teil eines aufwendigen Streichs dem jeweiligen Indianer genommen wurden.
Ideologen kritisierten die Indianer
Ein Autor sagte über diese Werke:
„Die besten monumentalen Skulpturen von Meštrović sind seine Chicagoer Indianer (1926–27), sie sind nicht allzu offensichtlich stilisiert: Die Muskeln an den Reitern sind fast anatomisch realistisch… Diese Statuen zeigen, wie wichtig ein wahres skulpturales Gefühl ist als Ideologie, denn Meštrović wusste kaum etwas über die Ideale der amerikanischen Indianer und sie bewegten ihn sicherlich nicht.“
Es verwundert kaum, dass die Figuren der Indianer in den Streit um die Entfernung von Denkmälern aus dem öffentlichen Raum im Zuge der Black Lives Matter Bewegung einbezogen wurden. Glücklicherweise entschied man sich, sie stehen zu lassen und so reiten diese beiden stolzen Indianer weiterhin ohne Waffen ihrer Wege.

