Elsternest

Neil Young Konzert: Ein Traum von mir geht in Erfüllung

Neil Young Konzert

Am 8. Juli 2025 war es endlich für mich so weit: Neil Young gab ein Konzert in Stuttgart auf dem Wasen, einen Auftritt von Neil Young hatte ich bislang nicht erlebt. Neil Young war Teil des legendären Quartetts Crosby, Stills, Nash & Young, meine Lieblingsband in Sachen Folk-Rock. Ihre mehrstimmige Gesangsharmonien und ihr filigranes Gitarrenspiel, voller überraschender Breaks und gekonnter Tempowechsel, habe ich immer bewundert. Jahrelang tourte Young mit den drei Musikerkollegen. Mitte der 1970er Jahre trennten sich die vier, verwirklichten Soloprojekte oder spielten in unterschiedlichen Kombinationen weiterhin zusammen.

Das Konzert Love Earth beginnt mit Ambulance Blues

Schwere Regenwolken hängen über dem Veranstaltungsgelände. Auf dem Weg dorthin entläd sie schon ein kräftiger Schauer. Alle Stühle sind regennass. Aber das schreckt die Konzertbesucher nicht. Die meisten sind mit Einweg-Regenponchos ausgerüstet. Der Regen hört auf, als Neil Young kurz nach 19:30 Uhr die Bühne betritt: Er trägt ein T-Shirt unter seinem offenen Karohemd, seine Mütze hat er weit ins Gesicht gezogen. Der Friedens- und Umweltaktivist scheint wenig auf sein Erscheinungsbild zu geben. Hinter der Band ist ein riesiges „Love Earth“-Banner aufgehängt, der Name der aktuellen Tour. Mit Ambulance Blues beginnt er das Konzert.

Back in the old folky days
The air was magic when we played
The riverboat was rockin‘ in the rain
Midnight was the time for the raid

Als hätte Neil Young von den Umständen auf dem Wasen gewusst, so gut passen diese Zeilen seines Eröffnungssongs. Den Song hat er auf seinem Album On The Beach erstmalig veröffentlicht. Das war im Juli 1974. Doch es scheint, als seien die Schlusszeilen dieses Klassikers aktueller denn je:

Ich wusste nie, dass ein Mann so viele Lügen erzählen kann
Er hat unterschiedliche Geschichten für jeden Augenblick
Wie kann er sich dann daran erinnern, worüber er gesprochen hat
Weil ich weiß, das bin nicht ich und ich hoffe das bist nicht du

Kein Lied aus dem aktuellen Album – Songs querbeet aus 50 Jahren

Auf der Setliste steht kein einziges Lied seines aktuellen mit The Chrome Hearts eingespielten Albums Talkin’ To The Trees, obwohl er diese Band heute an seiner Seite hat. Stattdessen konzentriert er sich auf Klassiker wie Old Man, Like A Hurricane und Cinnamon Girl. Ergänzt durch einige selten gespielte Songs wie Name Of Love, Sun Green und Looking Forward. Gleich im Anschluss an den Opener spielt er das von mir so geliebte Cowgirls In The Sand. Die Soundanlage ist „erste Sahne“: kein Soundbrei, die Instrumente klar voneinander unterscheidbar, die akustische Martin-Gitarre von Neil Young kommt klar rüber, sein Gesang klar und akzentuiert.

The Chrome Hearts das sind der Organist Spooner Oldham, der Gitarrist Micah Nelson (Sohn von Willi Nelson), am Bass Corey McCormick und Anthony LoGerfo am Schlagzeug. Sie harmonieren perfekt mit Neil Young, obwohl er sie erst seit dem Life Aid Konzert 2024 zusammen spielen. Bis auf Spooner Oldham sind alle Musiker deutlich jünger als Neil Young. Mit dem zwei Jahre älteren Organisten hat er schon 2006 zusammen gespielt.

Folkrock Musik ohne Schnickschnack

Neil Young kommt ohne exzentrische Bühnenshow aus. Als Kulisse dienen ihm lediglich ein riesiger Gitarrenverstärker, ein überdimensionaler Ghettoblaster, große Orgelpfeifen auf seiner Hamond Orgel und ein Gebilde, das wie ein Baldachin im Bühnenhimmel schwebt und für einen Song herabgelassen wird. Es soll eine Friedenstaube symbolisieren.

Neil Young spricht während des Konzerts wenig. Wer seiner Musik zuhört, merkt, die politischen Botschaften schwingen immer mit. Seit Jahrzehnten setzt er sich für die Umwelt ein, für die Rechte der Indigenen, ist gegen Öl-Pipelines und gegen Trump, dem er verboten hat, seinen Song Rockin‘ In The Free World auf seinen Wahlkampfveranstaltungen zu spielen. Diesen Song spielt er als Zugabe.

Zum Abschluss Old Man

Zum Abspielen eines Auschnitts von Old Man bitte auf das Bild klickenZum Abspielen eines Auschnitts von Old Man bitte auf das Bild klicken

Alter Mann sieh dir mein Leben an,
Vierundzwanzig
und es gibt noch so viel mehr
Lebe allein in einem Paradies
Das lässt mich an zwei denken.

Liebe verloren, was für ein Preis
Gib mir Dinge,
Die nicht verloren gehen.
Wie eine Münze, die nicht geworfen wird
Und heim zu dir rollt.

Alter Mann, schau dir mein Leben an.
Ich bin ganz so, wie du.
Ich brauche jemanden, der mich
Den ganzen Tag lang liebt.
Ach, ein Blick in meine Augen,
Und du weißt, dass es stimmt

Wiegenlieder, tiefe Blicke in die Augen
Immer in der gleichen Stadt unterwegs.
Es bedeutet mir nicht so viel,
Dir so viel zu bedeuten.

Im November wird Neil Young 80 Jahre alt. Es ist unwahrscheinlich, dass er noch einmal nach Deutschland kommt. Und ein großer Teil der alten weißen Männer wären auch nicht mehr in der Lage, zwei Stunden einem Open Air Konzert zu folgen. Aber wer weiß: Rust Never Sleeps und Rock & Roll Will Never Die!!

Vollständige Setliste

1. Ambulance Blues, 2. Cowgirl In The Sand, 3. Be The Rain, 4. When You Dance, I Can Really Love, 5. Cinnamon Girl, 6. Fuckin‘ Up, 7. Love To Burn, 8. The Needle And The Damage Done, 9. Harvest Moon, 10. Looking Forward, 11. Sun Green, 12. Like A Hurricane, 13. Hey Hey, My My (Into The Black), 14. Name Of Love, 15. Old Man, Zugabe: 16. Rockin‘ In The Free World

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2 Kommentare

    1. Ja, liebe Hanni, das hast du gut ausgedrückt. Wer die 60er/70ger Jahre des letzten Jahrhunderts als junger Erwachsener erlebt hat, kam um die Musik von Crosby, Stills Nash & Young ebensowenig herum wie um die der Beatles, der Rolling Stones und vieler anderer inovativer Rockgruppen. Das es einzelne Akteure aus dieser Zeit noch gibt und diese immer noch in hohem Alter auf der Bühne stehen (Neil Young wird im November 80), das ist ein Geschenk für die Liebhaber ihrer Musik. Ich freue mich schon sehr auf das Konzert von Graham Nash, der an meinem Namenstag in der Liederhalle /Stuttgart auftritt. Der ist schon 83!

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