Elsternest

Hader spielt Hader ist Hader

Josef Hader
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Am 18. Oktober 2019 stand der österreichische Kabarettist mit seinem Stück „Hader spielt Hader“ wieder auf der Bühne des großen Saals des Theaterhauses. Es ist eine Quintessenz seiner letzten fünf Programme, aber trotzdem irgendwie ein neues Programm, denn authentischer geht es wahrscheinlich gar nicht mehr. Aus seinen geschlossenen Theaterabenden hat er Monologe geformt, die Josef Hader zeigen wie er ist. Die Figuren aus den verschiedenen Programmen Haders erleben auf einmal ganz andere Geschichten und Zusammenhänge werden klar, die man so vorher nie erwartet hätte. Der Kabarettist Josef Hader performt vor vollen Rängen ein Programm, das vor subtiler Bösartigkeit nur so strotzt.

Manche kommen jedes Jahr

Es kommen immer wieder Zuschauer, die behaupten, sie hätten es nach Jahren noch einmal gesehen, und es sei ein völlig anderes, neues Programm gewesen. Josef Hader sagt dagegen, er erfindet gar nichts neu, er muss das Programm nur jedes Jahr kürzen, weil es automatisch immer länger wird. Ist es Regenwurm unter den Kabarettprogrammen, der immer nachwächst, wenn man ihm die Hälfte wegschneidet?

Der Humanismus und die anständige, wohlsaturierte Mittelschicht

Hader kommt auf die Bühne, zieht einen Zettel aus der Tasche und liest dem Publikum vor, worüber er heute Abend reden will. Als erstes Thema des Abends über Humanismus, also die Epoche der Geburt des modernen europäischen Geistes. Schließlich sind die Zuschauer ja extra dafür aus ihren „Rucola-Bezirken“ in bescheidenen Geländewägen, die sonst zur Fahrt zum lokalen Weinbauer dienen, her gekommen. Sein Publikum ist zu einem guten Teil genau jene wohlstandsverwöhnte Gesellschaft, der Hader mit seinen Betrachtungen über den Humanismus immer wieder in die Rippen haut. Bei einem „bisserl biologischen Olivenöl, Trüffel und einem Flascherl Barolo aus dem Piemont“ gedeiht dann etwa diese Erkenntnis: „Humanismus ist zirka, dass ma sogt: Jo, passt!“

In keine Schublade zu stecken

Hader widersetzt sich jeder plakativen kabarettistischen Gewissheit, die aus politischer Überzeugung kommt. Er gibt den Zweifler: „Ich weiß immer weniger, wer schuld ist.“ Serben oder Kroaten? Ukrainer oder Russen? Politiker oder Rentner? Frauen oder Katzen? Er fordert „Mut zum Klischee“ und ergießt genüsslich eine Kaskade miesester Vorurteile in den Saal, steigert sich von der „österreichischen Unfreundlichkeit“ über die „tschechischen Schweinsaugen“ bis zu den Kurden, die „null Ironie haben“. Typisch deutsch? fragt er rhetorisch und antwortet: „Hitler.“ Typisch österreichisch? „Beethoven.“ Helle Begeisterung im Saal.

Zwei Stunden führt er einen Monolog, nur mal unterbrochen von einem Disput mit seinem Ton- und Lichttechniker. Das ist ganz großes Kabarett. Hader hat sich mit seinen Programmen ganz nach oben in die erste Liga der Kabarettisten gespielt.

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