Elsternest

Polnische Spuren – Die polnische Gewerkschaftsbewegung

Denkmal Danzig
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Nur wenige Wolken sind am Himmel. Gestern noch sah es mehrmals nach Regen aus, davon ist heute keine Rede mehr. Wir fahren mit der Straßenbahn zum  Gelände der ehemaligen Lenin Werft. Straßenbahn fahren  ist preiswert in Danzig. Eine Fahrt kostet ca. 0,80 €. Das Denkmal vor dem Solidaritätsgelände reckt sich majestätisch in den stahlblauen Himmel.

Die Arbeiter der Lenin Werft haben in den achtziger Jahren die mächtige Gewerkschaft Solidarność gegründet, aus folgendem Grund: Eigentlich sollte nur an die 1970 von der Staatskanzlei umgebrachten Kumpel erinnert werden. 1970 waren die Werftarbeiter in den Küstenregionen gegen die vom Staat neu festgelegten, höheren Lebensmittelpreise in den Streik getreten, den man blutig nieder geschlagen hat. Das heute noch weithin sichtbare Denkmal der Solidarität (3 Anker) wurde von Solidarność der Staatsmacht abgetrotzt.

Zum Zeitpunkt der Ereignisse war ich weit weg in Westafrika und staunend verfolgte ich die Auseinandersetzungen zwischen Arbeiter und Regierung. Bruchstückhaft. Meine Wirklichkeit war eine andere, die einer afrikanischen Industriestadt, das Wort Streik war hier gänzlich unbekannt. Beides: die afrikanische Realität, in der ich lebte und die Ereignisse in Polen erschütterten nachhaltig mein idealistischen Weltbild. als Gorbashow, etwa zehn Jahre später, die Perestroika zuließ, kamen weltweit die Blöcke ins Wanken. Heute ist Polen in der EU und ich genieße die Freiheit, nach Osteuropa reisen zu können. Günter Grass hat den Menschen in Danzig und Umgebung (den Kaschuben) mit seinen Romanen ein Denkmal gesetzt und sie liebevoll beschriebenen. Es ist an der Zeit, wieder Grass zu lesen.

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