Seit Tagen stehe ich mir hier die Beine in den Bauch. Nur weil die Gelbkopfamazonen mich überredet haben, auf den Juchtenkäfer aufzupassen. Die schwätzen einem echt ein Ohr ab, diese Papageien. Suchen sich die Bäume im Rosensteinpark aus zum Schwätzen und Schlafen. Die Arbeit soll ich machen. Mach ich ja gerne. Der Juchtenkäfer, wissen Sie, ist ja auch ein ganz seltenes Tier und hockt da in seiner Kolonie auf dem Baum, den die Bahn schon letztes Jahr fällen wollte. Ging nicht, wegen Naturschutz. Da war der BUND clever genug, dieser gefährdeten Art zur Seite zu springen. Die Bahn hatte es verpennt, einen ökologischen Plan zu machen. Planen können die auch an anderen Stellen nicht: Bevor der Abraum aus den Tunneln anfällt, sollte man die Baulogistik fertig haben. Aber die Bahn hat auch da keinen Plan. Planlos planen sie und kriegen nichts auf die Reihe.
Weil aber die Gelbkopfamazonen befürchten, dass die Bahn planlos aber hinterhältig auch die Juchtenkäferbäume abholz, haben sie mich gefragt, ob ich Wache schieben könnte. Mache ich, sagte ich. Hoffte auf die Parkschützer. Wegen der Ablösung und so. Aber die demonstrieren immer nur in der Stadt. Heute zum 250. Mal. Das muss man sich mal vorstellen: Seit Jahren gehen sie gegen S21 auf die Straßen. Ich hoffe nur, dass sie sich nach den Jubiläumsfeierlichkeiten auch den Randthemen zuwenden: Baustellenlärm im Wohngebiet und eben dem Juchtenkäfer. Damit ich hier abgelöst werde. Bis dahin stehe ich hier halt. Hoffentlich kommt kein Schnee …