Elsternest

90 Jahre Büchergilde Gutenberg

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Die Antiquariats-Buchhandlung „Buch & Plakat“ veranstaltete zum 90. Jubiläum der Büchergilde Gutenberg am 21. Februar in ihren Räumen eine Lesung aus Werken dieses Buchclubs und blätterte die Geschichte von 1924 bis heute auf. Anfang des 20. Jahrhunderts gründeten sich eine Reihe von Buchclubs, die oft nach einem rasanten Aufstieg einen steten Verfall hinnehmen mussten. In der Weimarer Republik betrug der Monatsbeitrag 70 Pfennig, etwa die Hälfte des Stundenlohns eines Facharbeiters. Die Mitgliedschaft war verbunden mit der Verpflichtung, in regelmäßigen Abständen ein Buch zu kaufen. 1933 erlitt die Kultur in Deutschland einen schweren Schlag. Wie die Gewerkschaften wurde auch die Büchergilde von den Nazis gleichgeschaltet. Allerdings nur einen Teil, denn der Kern des Verlags ging ins Schweizer Exil und versuchte, das Programm weiterzuführen.

Von den 85 Buchgemeinschaften Ende der fünfziger Jahre gibt es heute nur noch drei: Der Bertelsmann Buchclub, die Wissenschaftliche Buchgesellschaft und die 1924 vom gewerkschaftlichen Bildungsverband der deutschen Buchdrucker gegründete Büchergilde Gutenberg. Immer schon hatte sie den Anspruch, inhaltlich gute Bücher in technisch vollendeter Ausführung und mit nicht alltäglicher Ausstattung zugänglich machen. Diesem Anspruch ist sie bis heute treu geblieben. Kein Verlag hat so viele Preise für außergewöhnliche Buchgestaltung erhalten wie sie. Gerade letztes Jahr wurde von der Stiftung Buchkunst in der Sparte Allgemeine Literatur Katherine Mansfield „In einer deutschen Pension“ mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Hier kann man in den Buch blättern.

Beim Neujahrsempfang der Anstifter las ich aus „Die weiße Rose“ von B. Traven. Er war ein Zugpferd der Büchergilde. Sein erstmals 1926 in der Büchergilde Gutenberg erschienener Roman „Das Totenschiff“ wird bis heute dort verlegt. Zum Jubiläum am 21. Februar las Monika Lange-Tetzlaff Texte der Büchergildeautoren, ihr Mann Robert stellte die wechselhafte Geschichte vor. Das alles in ihrer sympathischen kleinen Buchhandlung, umgeben von Büchern. Die Tezlaffs unterhalten eine enge Kooperation mit der Büchergilde, konnten wertvolle Antiquitäten aus dem Bestand der Büchergilde präsentieren.

Als Bücherfreund in dieser Umgebung mit Literatur konfrontiert zu werden und die Gelegenheit zu haben, die wunderschön gestalteten Bücher in die Hand zu nehmen, macht Freude. Mit einem Glas Karl-Marx-Sekt klang der Abend stilvoll aus.

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