Elsternest

Angela Lehner stellt sich und ihre Arbeit vor

Angela Lehner im Schriftstellerhaus
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Seit Anfang des Jahres arbeitet Angela Lehner als Stipendiatin im Schriftstellerhaus und stellte sich am 9. März den Mitgliedern und Freunden des Hauses mit einer Lesung vor. Der Roman, aus dem sie an diesem Abend liest, Vater unser, ist kurz nach Erscheinen (2019) mit mehren Preisen ausgezeichnet worden: Dem Franz-Tumler-Literaturpreis, dem Literaturpreis Alpha, dem Österreichischer Buchpreis für das beste Debüt und dem Rauriser Literaturpreis. Außerdem schaffte es der Roman auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis.

Ihr lebhafter Vortragstiel fesselt die Zuhörer

Angela Lehner liest mehrere Passagen und aufgrund ihres lebhaften Vortragstils macht es großen Spaß, ihr zuzuhören. Im Mittelpunkt des Romans steht Eva Gruber, eine junge Frau, die von der Polizei in die psychiatrische Abteilung eines Wiener Spitals gebracht wird. Angeblich hat sie mit einer Pistole auf eine Kindergartengruppe geschossen. Nun erzählt sie dem Chefpsychiater Doktor Korb, warum es so kommen musste. Dabei ist sie immer wieder hochkomisch, besserwisserisch und auch zutiefst manipulativ. Sie spricht vom Aufwachsen in der erzkatholischen Kärntner Dorfidylle. Vom Zusammenleben mit den Eltern und ihrem jüngeren Bruder Bernhard, den sie unbedingt retten will und der ebenfalls im Otto-Wagner-Spital hospitalisiert ist. Auf den Vater allerdings ist sie nicht gut zu sprechen. Töten will sie ihn am liebsten. Das behauptet sie zumindest. Denn manchmal ist die Frage nach Wahrheit oder Lüge selbst für den Leser nicht zu unterscheiden. Manchmal, so Angela Lehner, hätte sie sich vor ihrer Protagonistin, Eva Gruber, selber gefürchtet

Am Anfang war die Wut der Angela Lehner

Wie es dazu gekommen ist, dass sie sich für so eine ungewöhnliche Geschichte entschieden hat, erzählt sie ausführlich an diesem Abend und wie es zu dem Buch überhaupt gekommen ist. Zuerst wäre da Wut gewesen:
Sie saß im Zug, den Laptop aufgeklappt, und wollte „etwas Schönes, etwas Künstlerisches“ schreiben, da kam eine Schulklasse in den Waggon und randalierte. Sie schlug Krach. Und zwar richtig. So konnte Angela Lehner nicht arbeiten, so konnte sie sich nicht konzentrieren, also hat sie in ihrem Ärger eine Mordfantasie niedergeschrieben. Sie schrieb über jemanden, der von einer Schulklasse genervt ist und am Ende alle erschießt. Mit diesem und einem schönen, literarischen Text hatte sie sich an der Bayerischen Akademie des Schreibens eingereicht und wurde genommen. Später hatte sie ein Stipendium am Literarischen Colloquium Berlin.

Die Zeit des Stipendiums nutzt Angela Lehner für die Arbeit an ihrem zweiten Roman, einer Jugendgeschichte, die wieder in Österreich spielen soll. Mit einem Textauszug davon hatte sie sich 2019 im Schriftstellerhaus beworben.

Vater unser
Gebunden mit Schutzumschlag, 284 Seiten
Hanser Berlin, Preis 22 Euro

zu erwerben in jeder Buchhandlung Ihres Vertrauens

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Ein Kommentar

  1. Der Text von Angela Lehner, lebhaft vorgetragen und gelegentlich garniert mit schauspielerischen Elementen bei wörtlicher Rede, machen Lust, die Geschichte zu lesen.
    Man sollte dabei ihren Sound im Ohr haben.

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