Gerade von Lesbos zurück, sagen Elka Edelkott und Katja Walterscheid erst einmal herzlichen Dank an alle, die ihre Projektreise nach Lesbos und Athen mit Spenden für „Mitbringsel“ unterstützt haben. Hier ein kurzer Bericht von den beiden aus Lesbos:
Wie sieht die Lage auf Lesbos zur Zeit aus?
E. E. & K. W.: Als wir ankamen lagen die Temperaturen bei 39 Grad, oft steigen sie bis über 40 Grad. Die Zelte im Camp stehen in der prallen Sonne, Klimaanlagen gibt es nicht. Viele Mütter sind deshalb bereits aus dem Lager geflohen, andere haben uns erzählt, dass sie fliehen werden. Sie haben Angst, dass ihre Kinder, ihre Babies, in der Hitze sterben. In Athen haben wir später Mütter getroffen, die wir schon lange auf Lesbos unterstützt haben und die nun in Athen Schutz suchen.
Wir freuen uns, dass wir einigen Landtagsabgeordneten in Baden-Württemberg bald von unserer Reise und den vielfachen Menschenrechtsverletzungen berichten können, um grundsätzliche Änderungen zu erreichen. Und wir danken allen, die mit just human vor allem Frauen, Kinder und LGBT-Geflüchtete unterstützen. Viele Bitten haben uns erreicht, viel Verzweiflung und Not, aber auch große Dankbarkeit und Freude über die Solidarität aus Deutschland. Jede Spende hilft!
Wie sieht es mit der Lebensmittelversorgung aus?
E. E. & K. W.: Im Lager auf Lesbos müssen Menschen täglich für ihre einzige Mahlzeit am Tag anstehen. Zusätzliche Lebensmittel sind immer ein großer Wunsch. Ursprünglich wollten wir deshalb beim einzigen Einkaufsmarkt in der Nähe des Camps Einkaufsgutscheine kaufen. Leider waren keine Gutscheine vorrätig und so haben wir stattdessen einen Großeinkauf gemacht und ihn gemeinsam zum Camp gebracht. Als wir dort mit den Frauen und den Einkäufen ankamen, wurden wir sofort von Polizist*innen angehalten, mussten unsere Ausweise abgeben und nach der Kontrolle sofort gehen. Fotos und weitere Gespräche waren verboten.
Was erzählten euch die von just human betreuten Frauen?
E.E. & K.W.: Immer wieder fuhren Karima und Nadia mit dem Bus, der von Mytilini auf Lesbos zum Flüchtlingslager fährt, an einem Restaurant vorbei und träumten davon, einmal dort zu essen. Das Frauenpaar musste vor der Gewalt im gemeinsamen Heimatland fliehen und wird seit einem Jahr von just human unterstützt. Auf unserer Reise konnten wir ihnen nun diesen besonderen Wunsch erfüllen. Ihre Freude war unbeschreiblich. Und es gab auch einen Grund zu feiern, denn beide wurden gerade als Geflüchtete anerkannt und werden bald ihre Ausweise in Händen halten. In einem Interview haben sie uns ihre Geschichte erzählt. Verfolgung und Gewalt haben für sie auch in Griechenland nicht aufgehört.
Was hat es auf sich mit euren Projekten „BabyBoxes“, „Stillberatung“ und „OpenSpace“?
E. E. & K. W.: Ein ausführlicher Besuch auf Lesbos galt unserer dortigen Partnerorganisation Starfish Foundation. Dank der Förderung der Stadt Stuttgart kann just human in Kooperation mit der Starfish Foundation im Flüchtlingslager auf Lesbos BabyBoxes an alle Mütter von Neugeborenen verteilen und Stillberatung für geflüchtete Mütter ermöglichen. Die unhygienischen Verhältnisse im Camp lassen kaum sterile Zubereitung von Babynahrung zu. Das Stillen ist deshalb für die Mütter und Babys im Camp besonders wichtig.
Zusätzlich konnte der OpenSpace mit einer Klimaanlage und Trenntüren ausgestattet werden, um z.B. Yoga- und Selbstverteidigungskurse anzubieten.
Wir durften dabei sein, als BabyBoxes für Neugeborene gepackt wurden. Liebevoll wurden Strampler, Hemdchen, Decken und vieles mehr zusammengelegt und in einen Korb gelegt, der von den Müttern mit einer kleinen beiliegenden Matratze auch als erstes Bettchen genützt werden kann.
Bei der Starfish Foundation haben wir auch Laura, die Koordinatorin für die Stillberatung, getroffen. Im Interview (siehe hier) hat sie uns von den Stillgruppen erzählt, die Dank der Förderung der Stadt Stuttgart initiiert werden konnten.
Habt ihr noch eine Bitte an unsere Leser?
E. E. & K. W.: Ja, jede Spende macht weitere Unterstützung von Geflüchteten in Notsituationen möglich. Und leite diesen Beitrag auch an zwei andere Menschen weiter, die vielleicht helfen möchten. Die Not ist so groß, dass wir auf zusätzlich Hilfe dringend angewiesen sind.
Herzlichem Dank für jede Hilfe und Ermutigung sagen Elka Edelkott und Katja Walterscheid im Namen des gesamten Vorstandes von just human
Hintergrund
just human unterstützt aktuell Menschen – vor allem Frauen, Kinder und LGBT-Geflüchtete – in Griechenland, in Kenia, in Äthiopien, in Burundi, im Kamerun, in Kroatien, in Serbien und in Südafrika. Im Elsternest wurde schon verschiedentlich über den Einsatz dieses Vereins berichtet.