Elsternest

C wie Cockburn, Bruce – Stealing Fire, Teil 3 der Top 10

Bruce Cockburn
Bild: Von Janet Spinas Dancer – originally posted to Flickr as Bruce Cockburn on the Legacy Stage, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4079086

Ich weiß nicht, wann mir die Platten von Bruce Cockburn zum ersten Mal begegnet sind. Es muss Anfang der achtziger Jahre gewesen sein. Ich war durch meine Vorbereitung auf den Entwicklungsdienst mit Menschen in Kontakt gekommen, die in alle Herren Länder ausreisten. Einige von ihnen auch nach Nicaragua. Diejenigen, die nach Südamerika aufbrachen, waren in der Regel sehr viel politischer motiviert als wir „Afrikaner“.

Steeling Fire sticht aus dem umfangreichen Œvre von Bruce Cockburn heraus

Stealing Fire ist eine herausragende Platte in dem sehr umfangreichen Œvre von Bruce Cockburn, auf der er sich dezidiert zu den Verhältnissen in Zentralamerika äußert. Viele seine Texte haben explizit politische Aussagen. Er beschreibt in den Texten auf Stealing Fire leidenschaftlich und eloquent, was er in Nicaragua und Guatemala auf einer Reise nach Zentralamerika gesehen hatte. In Lovers in a Dangerous Time vermittelt Cockburn sowohl ein Gefühl der Dringlichkeit als auch der Unsicherheit. Mit diesem prägnanten Rockstück eröffnet er die Platte. Zu Beginn der zweiten Hälfte der Platte kehrt mit To Raise the morning Star kurz Ruhe ein, bevor er zu drei Songs überleitet, die er über seine Zeit in Mittelamerika geschrieben hat.

Der pazifistische Christ Bruce Cockburn empfindet Wut

Diese Stücke drücken muikalisch sein Entsetzten über die damals vorherrschende Mittelamerikapolitik der USA aus. Worldbeat, Folkklängen aber auch Anleihen im Rock vermischt Cockburn zu einem eigenen Sound. Es sind die wahren Highlights von Stealing Fire und Cockburn zeigt sich musikalisch in Bestform. Nicaragua, ist teils Beobachtung, teils Kommentar und teils Hommage an die von den Sandinisten geführte Revolution in diesem Land. If I Had a Rocket Launcher folgt und ist wohl Cockburns stärkste Verschmelzung von persönlichen und politischen Gefühlen. (Video zum Song hier)

Er wurde auf seiner Reise Zeuge, wie guatemaltekische Flüchtlinge von bewaffneten Hubschraubern über die Grenze gejagt wurden. Mit diesem Song schrieb er sich offensichtlich die Wut und den Hass, die durch einen solch schrecklichen Anblick hervorgerufen werden, vom Leib. Auf eindrückliche Weise verbindet er persönliche mit politischen Gefühlen. Für Bruce Cockburn ein essentieller Konflikt, denn er hat aus seinen christlich pazifistischen Neigungen nie einen Hehl gemacht.

Der am 27. Mai 1945 in Ottawa geborene Singer-Songwriter durchlief auf seiner musikalischen Entwicklung verschiedene Phasen. Während seine Musik in den 1970er Jahren überwiegend den Genres Folk und Jazzrock zuzuordnen ist und die Texte vielfach von seinem christlichen Glauben geprägt waren, kamen seit 1980 zunehmend weitere musikalische Einflüsse und politische Themen hinzu. Alles das fließt in Stealing Fire ein. Sein Gitarrenspiel (er spielt alle Gitarren alleine), das Einflüsse aus Folk, Reggae und Weltmusik kombiniert, ist einfach brillant. Er spielt einen wunderbaren Fingerpicking Style sowohl auf sechs- und zwölfsaitigen Akustikgitarren als auch auf der E-Gitarre.

Eine herausragende Band spielt an seiner Seite

Cockburn hat sich mit einer großartigen, komplett neuen Band für dieses Album umgeben. Dabei vereinen sie sich zu einem Sound, der unverkennbar Cockburn ist. Vor allem der Fergus Marsh ist hörenswert. Er spielt Bass und ein wunderliches Instrument, Chapman Stick: Ein vielseitiges Instrument, das als Schnittstelle zu einem Synthesizer dient. Besonders gut hört man dieses auf dem Stück Maybe the Poet heraus, das durch das Spiel von Fergus Marsh auf dem Chapman Stick eine besondere Note erhält. (Zu hören hier) Textlich ist es eine unvergleichliche Hommage an den Dichter. Maybe you and he will not agree/But you need him to show you news ways to see, singt Cockburn. Wie war! Cockburn betont, dass wir den Dichter nicht etikettieren sollen. Wir sollten ihm zuhören. Er singt auch mit Nachdruck:

Maybe the voice of the spirit
In which case you’d better hear it.

Vielleicht die Stimme des Geistes
In diesem Fall sollten Sie sie besser hören.

Kann man einem Dichter ein schöneres Kompliment machen?

Ich hatte das große Glück, Bruce Cockburn zweimal live erleben zu können: 1989 in der Großen Freiheit in Hamburg und noch einmal 10 Jahre später im Alten Schützenhaus in Stuttgart. Leider gibt es diesen wunderbaren Live-Musik-Ort nicht mehr. Meine Erinnerungen daran werden wach, höre ich Bruce Cookburn.

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