Das Eisenbahnnetz in den USA ist größtenteils stillgelegt. War die Eisenbahn bei der Erschließung des Nordamerikanischen Kontinents noch ein wesentlicher Faktor, so fristet sie heute ein Schattendasein, zuminestens was den Personenverkehr angeht. Diesengibt es nur noch auf einigen ausgesuchten Meilen. Güterverkehr spielt dagegen eine wichtige Rolle, vornehmlich beim Transport von Rohstoffen. Karl Schlögel hat die Bedeutung der Eisenbahn für die Durchsetzung kapitalistischer Interessen in seinem monumentalen Werk American Matrix – Besichtigung einer Epoche eindrucksvoll geschildert.
Ein Blick zurück
Der Ausbau der Schienenwege in den USA im 19. Jahrhundert hatte eine atemberaubende Geschwindigkeit, mit der das Netz den Raum eroberte:
- 1830: 66 km
- 1840: 5.868 km
- 1850: 14.965 km
- 1860: 50.854 km
- 1870: 71.382 km
- 1875: 114.814 km
- 1878: 131.682 km
- 1916: 409.177 km.
Quelle: Friedrich Ratzel:
Culturgeographie der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika unterbesonderer Berücksichtigung der wirtschaftlichen Verhältnisse, Oldenbourg 1880, Band 2, Seite 425;
zitiert in Karl Schlögel American Matrix, Seite 71
Auch in North Dakoto hatte sich die Eisenbahn ransant entwickelt. In den Stadtzentren empfingen große, verzierte Bahnhöfe die Besucher der Städte. Im Anschluss an die städtischen Zentren folgten kleinere Städte, die als Handelszentren für Gebiete mit mehreren Bezirken dienten, darunter Jamestown. Wie in den größeren Städten, säumten Lagerhäuser die Bahngleise und die Hauptstraßen verliefen parallel oder senkrecht zu den Eisenbahnkorridoren. In den kleinen Handelszentren wie auch in Jamestown dominierten die Getreidesilos entlang der Bahngleise das städtische Bild.
In Sergio Leones Meisterwerk steht die Eisenbahn im Mittelpunkt
Der Eisenbahnbau war in vielen Western ein zentraler Aspkt. Herausragendes Beispiel der Film Spiel mir das Lied vom Tod, in dem es im Wesentlichen um die Erschließung des Westens durch das Vorantreiben der Schieneninfrastruktur geht. In dem Film wird der reiche Eisenbahn-Tycoon Morton als Krüppel und besessener Fortschritts-Krimineller dargestellt, dessen technisches Ideal ihm gleichermaßen physische Erhaltung und Verderben ist.
Original-Fotografien von Schienenarbeitern und Eisenbahnen bei der Erschließung des nordamerikanischen Kontinents zwischen 1864 und 1869 dienten Sergio Leone als primäre Quelle für die visuelle Gestaltung seines Rache-Western, die allesamt eine überaus realistische Bildästhetik besitzen. Die klare Geometrie seiner Bildsprache, die von Horizontalen geprägt ist, ist Ausdruck des Schienennetzes, das damals aufgebaut wurde. Ein Netz, das Grenzenlosigkeit der Landschaft aber auch der Akkumulationskräfte des Kapitals symbolisieren.
Sergio Leone hat damit Die Verfilmung des amerikanischen Traums vorgenommen. Eisenbahn-Unternehmer Morton träumt davon, bis ans Meer zu gehen. Dieser Traum ist mit wirtschaftlichem Erfolg verbunden – mit dem Wunsch, reich zu werden. Das Geld ist die einzige amerikanische Wirklichkeit.
Die Eisenbahn hat ihren Glanz in Jamestown verloren
Der Güterbahnhof, wie er sich heute in Jamestown präsentiert, hat nichts mehr von dieser Faszination wie im Film dargestellt. Es sind vom Personenverkehr unbefahrene Schienen, die hier von Osten nach Westen verlaufen. Regelmäßig fahren hier Güterzüge, sie rollen gemütlich dahin. Nicht so augenscheinlich vor Kraft trotzend, wie die dampfende Lock in Spiel mir das Lied vom Tod.
Heute ist die Geamtstrecke inden USA drastisch geschrumpft
- 2017: 220.316 km