Eine winzig kleine Bühne reicht den beiden Musikerinnen für ihr Programm. Das Alimentari von Loretta Petti in der Römerstraße 8 in Stuttgart bietet Nataša Rikanović Petra Hilser diesen kleinen Raum, um ihr Programm geografisch weiträumig aufzuspannen.
Petra Hilser am Akkordeon begleitet Nataša Rikanović auf ihrer musikalischen Reise nach Rumänien, Argentinien, Sizilien und zu den Völkern Osteuropas, die noch den Kehlgesang beherrschen. Unterwegs biegt Nataša Rikanović ganz spontan in die Taiga ab und besucht nebenbei die skandinavischen Länder. Dabei schlüpft sie in landesspezifische Rollen. Besonders die mafiosen Gestalten aus Sizilien, die sie auf die Bühne zaubert, beglücken das Publikum.
Es ist offensichtlich, die beiden lieben es, auf der Bühne zu stehen. Wobei Petra Hilser mit ihrem Akkordeon eher als „Sidekick“ für Nataša Rikanović erscheint. Mit „Petruschka“ wird sie von Nataša Rikanović oft von oben herab angeredet. Doch wenn Petra Hilser schalkhaft lacht, ist dem Zuschauer nicht so ganz klar, wer von den beiden Musikerinnen die Fäden in der Hand hält. Ein in einer Decke eingewickeltes Gewehr hält Nataša Rikanović drohend als sizilianischer Mafiosi in den Händen, um gleich darauf ein wunderbares süditalienisches Volkslied zum Besten zu geben. Dann wieder schlüpft sie in die Rolle einer Argentinierin, die von ihrer Liebschaft mit einem leidenschaftlichen Tangotänzer berichtet. Sie gibt sich als Neffe von Astor Piazzolla aus und am Ende schwinden dem Publikum die Sinne von all den Rollenwechseln, die die beiden Musikerinnen auf der Minibühne von Loretta vollführen.
Nach einer Pause, in der der Nachtisch von Loretta und ihren Frauen serviert wird (diesmal Salbei-Eis, eine Delicatesse!), kehren die beiden Musikerinnen auf die Bühne zurück und grüßen das gerade frisch eingetroffene Bier eines Gastes mit den Worten: „Da kommt noch ein Bier“. Eine bulgarische Hochzeit wird gefeiert und nahtlos geht es von den Bulgaren über Ungarn in die Pusta. Mit gestrickten roten und grünen Mützen auf den Köpfen entführen sie die Zuhörerinnen und Zuhörer zu Onkel Janosch in die finnische Taiga. Eine Hütte wird zum Familienschloss, in dem überschwänglich mit Obertongesang gefeiert wird.
Am Ende des Abends „zwingt“ ein tosender Applaus Petra Hilser und Nataša Rikanović zur Zugabe. Lange noch diskutieren die Gäste bei einem Espresso die Darbietung der beiden Künstlerinnen.