Der Gemüsegroßhändler Hansjörg Schrade war bis September 2012 Mitglied in der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Er ist am Großmarkt Stuttgart mit seinen Produkten vertreten, Bioläden kaufen in seinem ecofit Biofruchtimport GmbH ein: Plattsalat aber auch der Weltladen im Welthaus Stuttgart, unter einem Dach mit dem Willkommenszentrum, ist Kunde bei ihm. Wie passt das mit seinen rechtspopulistischen Artikel gegen Flüchtlinge zusammen?
Hansjörg Schrade: ehemaliger Grüner, heute bei der AfD
Nachdem er bei den Grünen ausgetreten war, schloss er sich der AfD an. Zu dieser Zeit zog er die Leser seines Blogs auf seine neue, populistische Meinungsplattform unter dem Namen: „Die Wähler sind frei – Freiheit, Recht, Direkte Demokratie, wirtschaftliche Vernunft“.
Dort positionierte er sich anfänglich gegen die Eurorettung, ganz im Sinne der AfD. Seit dem Erscheinen der Streitschrift Deutschland von Sinnen von Akif Pirinçci, hat er für sich die Themen Migration und Flüchtlinge entdeckt. Er verlinkt auf Seiten, die sich rechtspopulistisch gebärden, hat keine Scheu selbst Links auf die „Junge Freiheit“ zu setzten. Als Unterstützer der Positionen von Akif Pirinçci veröffentliche Hansjörg Schrade einen Redeauszug der umstrittenen KZ-Rede auf der Pegida-Demonstration in Dresden, die Pirinçci mittlerweile ein Strafverfahren eingebracht hat.
Hansjörg Schrade ist Mitglied der Freikirche und dem Pastor Jakob Tscharntke von der Freikirche Riedlingen zugewandt. Er verlinkt dessen Predigten auf seinem Weblog. Pastor Tscharntke wettert in seinen Predigten in theologisch-fundamentalistischem Ton über die Invasion des Islams in unser christliches Abendland. Ein aufschlussreiches Portrait dieses „Maschinengewehr Gottes“ veröffentlichte Kontext Mitte des Monats unter dem Titel: Ein Pastor als Hetzer.
Mit wem Geschäfte machen?
Die AnStifter werden dieses Jahr ihren Friedenspreis der Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini verleihen. Sie fragen sich, ob das Welthaus, eine Einrichtung, die sich der Verständigung mit Fremden und des Dialogs mit Flüchtlingen verschrieben hat, Geschäftsbeziehungen zu einem Unternehmen aufrecht erhalten soll, dessen Geschäftsführer so eklatant gegen ihren eigenen Standpunkt polemisiert.