Elsternest

„Maria hilf!“ – Kann es Maria 2.0 richten?

Maria nach Giovanni Battista Salvi (gen. Sassoferato)
Foto: https://www.sammlung.pinakothek.de/en/bookmark/artwork/A9xlMEzLWv Lizenz: Creative Commons CC BY-SA 4.0 Deed, cropped

32 Jahre sind vergangen nach der Veröffentlichung des bahnbrechenden Werkes Kleriker. Psychogramm eines Ideals von Eugen Drewermann. Die geschilderten strukturelle Missstände in der katholischen Kirche sind nach wie vor nicht behoben.

Nicht eine Minderheit, nein, der Hälfte der Menschheit wird die Ausübung des Priesteramt weiterhin verweigert. Frauen können weder die Sakramente spenden noch einer Gemeinde als Pfarrerin vorstehen, geschweige denn höhere Ämter in der Kirchenhierachie bekleiden. Die Bewegung Maria 2.0 fordert seit Jahren den Zugang zu den Weiheämtern für Frauen. Bislang vergeblich.

Hilft nur noch ein Stoßseufzer?

Nicht nur Frauen verzweifeln an der „Heiligen“ Römisch-Katholischen Kirche. In Deutschland erschüttert die Kirche gerade der Skandal um die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauches. Das Erzbistum Köln mit seinem Kardinal Rainer Maria Woelki ist dafür nur das sichtbare Zeichen. Jeder Minister in einer Landes- oder Bundesregierung wäre aufgrund tiefgreifender Missstände in seinem Verantwortungsbereichs zurückgetreten. Kardinal Rainer Maria Woelki denkt gar nicht daran. Er habe ja keinem Jungen in die Hose gegriffen. Es müsste der Papst ein Machtwort sprechen und Woelki entlassen, aber der sitzt weit weg in Rom.

In einem Stammland des Katholizismus, Polen, dem Heimatland meiner Großmutter, laufen der Kirche aufgrund ihrer restriktiven Sexualpolitik und struktureller Frauenfeindlichkeit die Priesteranwärter davon.

Priester wollen gleichgeschlechtliche Paare segnen

In mehr als 100 katholischen Kirchengemeinden Deutschlands segnen katholische Geistliche in diesen Tagen gleichgeschlechtliche Paare. Motto der Aktion: „Liebe gewinnt“. Das ist kirchlicherseits nicht zulässig und vom Vatikan auch offiziell untersagt. Die Priester segnen trotzdem – oder auch deswegen.

Benedicere heißt segnen

Das lateinische Wort für ’segnen‘ heißt ‚benedicere‘, also ‚gut sagen‘. Damit wird die Lebensrealität homosexueller Paare anerkannt. Es ist die Anerkennung der Vielfalt, auch in der Schöpfung und der Art und Weise, wie Menschen in unterschiedlicher sexueller Orientierung  ihre Beziehungen leben.
Die Römische Glaubenskongregation, die Hüter der reinen Lehre, formulierten Mitte März eine deutliche Absage an Segnungen für homosexuelle Partnerschaften. Diese Absage sagt schon etwas über das Dialogverständnis des Vatikan. Denn die Kongregation stellte sich abstrakt einer tatsächlich oder fiktiv gestellten Frage, ob Kirche die Vollmacht zu einem Segen für Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts habe – und verneinte dies dann. Das Schreiben ist von Papst Franziskus gutgeheißen worden.

Publik Forum stellt sich mal wieder in den Wind

Die ökumenisch ausgerichtete Zeitschrift Publik Forum hat dazu einen Aufruf derjenigen Priester verfasst, die diese Segnung vornehmen:

„Angesichts der Absage der Glaubenskongregation, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, erheben wir unsere Stimme und sagen: Wir werden Menschen, die sich auf eine verbindliche Partnerschaft einlassen, auch in Zukunft begleiten und ihre Beziehung segnen. Wir verweigern eine Segensfeier nicht. Wir tun dies in unserer Verantwortung als Seelsorgerinnen und Seelsorger, die Menschen in wichtigen Momenten ihres Lebens den Segen zusagen, den Gott allein schenkt. Wir respektieren und schätzen ihre Liebe und glauben darüber hinaus, dass der Segen Gottes mit ihnen ist. Theologische Argumente und Erkenntnisgewinne sind zur Genüge ausgetauscht. Wir nehmen nicht hin, dass eine ausgrenzende und veraltete Sexualmoral auf dem Rücken von Menschen ausgetragen wird und unsere Arbeit in der Seelsorge untergräbt.“

Wer diese Erklärung unterstützen möchte, kann das hier tun.

Findet der 3. Ökonomische Kirchentag Antworten auf brennende Fragen?

Ab heute, Christi Himmelfahrt, findet in Frankfurt der 3. Ökonomische Kirchentag unter dem sprechenden Titel „Schau hin“ statt. Das ist die nächste Gelegenheit, um den Glaubenswächtern in Rom die Stimmung an der Basis deutlich zu machen. Bereits am Samstagabend laden einige katholische und evangelische Gemeinden der Stadt zu Gottesdiensten mit Eucharistie und Abendmahl Die Betonung der ökumenischen Gastfreundschaft liegt dabei auf dem Verständnis für die jeweils andere Seite. Rom sagt gemeinhin dazu nein. Das wird noch spannender als „Liebe gewinnt“.

Man kann gespannt sein, wie Rom sich sich zu den Fragen der großen Kirchen in Deutschland verhält und wie sich die Brüder und Schwestern im Glauben bei den brennenden Fragen der modernen Gesellschaft und ihren Herausforderungen positionieren.

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