Die belarussische Musikerin und Bürgerrechtsaktivistin Maria Kalesnikava erhält den Stuttgarter Friedenspreis 2021 der AnStifter (Hintergrund zum Preis siehe hier). Sie setzte sich im 2. Wahlgang mit 151 (von 379) Stimmen durch. Zur Wahl standen noch vier Kandidatinnen. Die Wahlbeteiligung lag bei 29 %.
Die Zweitplatzierte (84 Stimmen) ist Esther Bejarano, eine Überlebende der Konzentrationslager, Sängerin, Zeugin der Zeit. Sie verstarb vor der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses am 10. Juli 2021 im Alter von 96 Jahren.
Maria Kalesnikava wird für ihren Kampf für mehr Bürgerrechte ausgezeichnet
Maria Kalesnikava erhält den mit 5.000 Euro dotierten Preis für ihren Kampf für mehr Bürgerrechte in Belarus. Die 39-Jährige ist eine Schlüsselfigur der Proteste gegen den belarussischen Machthaber Lukaschenko, der das Land seit 26 Jahren autoritär regiert.
Maria Kalesnikava ist ausgebildete Querflötistin
Maria Kalesnikava absolvierte in Minsk ein Solistenstudium für Querflöte an der Belarussischen Staatlichen Musikakademie. Anschließend studierte sie an der Musikhochschule Stuttgart Alte und Zeitgenössische Musik. Daraufhin verbrachte sie mehrere Jahre im Ausland und nahm an zahlreichen deutschen und internationalen Festivals mit unterschiedlichen Ensembles teil. Seit 2016 unterrichtet sie klassische Musik und von 2017 an ist sie als Projektleiterin des Artemp Festival tätig. Aus dieser Zeit kennt die musikbegeisterte Stadtgesellschaft von Stuttgart sie.
In Belarus führt sie den Kampf für Demokratie
Dann kehrte sie nach Belarus zurück als Wahlkampfmanagerin für den oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Babariko. Gemeinsam mit Swjatlana Zichanouskaja und Weranika Zapkala bildete sie vor der Präsidentschaftswahl ein Trio von Frauen gegen den regierenden Lukaschenko, das schnell für die Regierung überraschende Erfolge erzielen konnte. Ihr Markenzeichen bei öffentlichen Auftritten: ihre zu einem Herz geformten Hände. Die Geheimpolizei versuchte, sie gewaltsam in die Ukraine abzuschieben. Maria Kalesnikava aber zerriss ihren Pass an der Grenze und wurde daraufhin (im September 2020) in einem Sondergefängnis in Minsk inhaftiert. Im Fall einer Verurteilung drohen ihr wegen „versuchter Machtergreifung“ und Gründung einer „terroristischen Vereinigung“ bis zu zwölf Jahre Haft. Die Preisverleihung soll im Dezember im Stuttgarter Theaterhaus stattfinden. Sie könnte aufgrund ihrer sehr guten Deutschkenntnisse ihre Dankesrede bei der Preisübergabe am 19. Dezember 2021 problemlos halten, wenn sie bis dahin frei käme.
Jugenpreis geht an die Schüler des Stuttgarter Wagenburg-Gymnasiums
Zum ersten Mal vergaben die AnStifter in diesem Jahr auch einen Jugendpreis. Gewonnen habe ihn die Schülerinnen und Schüler des Stuttgarter Wagenburg-Gymnasiums. Sie erhalten 2.500 Euro für ihre alljährlichen Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Mobbing und Diskriminierung. Regelmäßig veranstalten sie Projekttag zum Thema Vorurteile und Diskriminierung. Sogenannte Teamer bearbeiten das Thema mit den 9. Klasse ohne Lehrkraft. Erst am Ende der Projekttage werden die Ergebnisse und der Verlauf des Projektes mit den Klassenlehrern besprochen. Das als UNESCO-Projektschule ausgezeichnete Wagenburg-Gymnasium konnte sich damit gegen drei Konkurrenten um den Preis durchsetzen.