Elsternest

Marina Abramović in der Kunsthalle Tübingen

Marina Abramović ist eine Pionierin der darstellenden Künste und hat einige der wichtigsten ersten Stücke der Performance-Disziplin geschaffen. Sie geht in ihrem Performances immer wieder an ihre Grenzen. Indem sie ihre körperlichen und geistigen Grenzen auslotet, widersteht sie Schmerzen, Erschöpfung und Gefahren auf ihrer Suche nach emotionaler und spiritueller Transformation. Das wird in der aktuellen Ausstellung ihres Werkes in der Kunsthalle Tübingen gut dargestellt.
Ob es der lange Weg über die chinesische Mauer ist, ihre Selbstkasteiung bei der sie sich selber auspeitscht oder das Video, das sie beim Essen von großen Zwiebeln zeigt.

Marina Abramović – aus einer heldenhaften Familie

Ihre Eltern waren Partisanen, die Mutter war Majorin der Armee. Die Umstände ihrer Kindheit – der abwesende Vater und die strenge Mutter – können Hinweise auf die oft bis an die Selbstaufgabe gehenden Performances geben.

Nachdem ihr Vater die Familie verlassen hatte, übernahm ihre Mutter die strikte Kontrolle über die achtzehnjährige Marina und ihren jüngeren Bruder. Die Beziehung zwischen der Mutter und ihrer Tochter war keine leichte, obwohl sie das Interesse ihrer Tochter an der Kunst trotzdem unterstützte.

Ihre Zusammenarbeit mit Ulay

Von 1976 an lebte sie mit dem Künstler Ulay zusammen. Das Projekt, über die Chinesischen Mauer zu laufen, beendete ihre Beziehung 1989. Sie gingen sich von den beiden Enden der Chinesischen Mauer über 90 Tage lang entgegen, von der Wüste Gobi startete Ulay, sie am Gelben Meer. Über 2000 Kilometer lief jeder von ihnen. Welch eine Strapaze, dieser „Great Wall Walk“, um am Ende das Ende der Beziehung zu besiegeln.

Auf den Bruch mit Ulay folgt für Marina Abramović in den 1990er Jahren eine selbstreflexive Phase, in der sie sich nicht nur mit ihren individuelle, sondern auch mit ihren spirituellen Wurzeln auf dem Balkan auseinandersetzt. An die Stelle der künstlerischen Zusammenarbeit mit Ulay tritt von nun an der energetische Dialog mit Elementen in der Natur. Reisen führen sie nach Südamerika und Indien, wo sie mehrmals den Dalai Lama trifft. Durch die Begegnung mit animistischen Kulturen angeregt, beginnt sie ihre Kenntnisse über den menschlichen Körper und die Verbindung zu den Elementen zu schärfen.

In The Current liegt Marina Abramović auf einem Metallbett unter freiem Himmel, während sich am Horizont ein Sturm abzuzeichnen scheint. Metaphorisch gesehen ist ihr Körper eine Stromquelle und wird zum Überträger und Leiter von Energie, wenn der Strom durch ihn fließt. Dies ist eine Reflexion über Raum, Selbsterfahrung, Erinnerungen und die Verwandlung des Menschen im Laufe der Jahre.

Die Ausstellung zum Werk von Marina Abramović ist noch bis zum 13.02.2022 in der Kunsthalle Tübingen zu sehen

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