Die Schauspielerin Lucie Mackert und der Schauspieler Roman Roth tauchen an diesem 13. Oktober 2024 im Theaterhaus Stuttgart gemeinsam mit dem Musiker Thomas Maos in die Carter-Cash-Welt ein. Sie beleuchten die zwei Seiten einer Liebe im Showgeschäft und zeigen die vielen Facetten der beiden Hauptfiguren. Das Ensemble erzählt die Geschichte der beiden aus zahlreichen Blickwinkeln. Mit einem Auftritt im Februar 1968 beginnen sie ihre Geschichte von June Carter und Johnny Cash.
Johnny Cash macht June Carter einen Heiratsantrag
Johnny Cash und seine Entourage spielen eine ihrer ausverkauften Shows. Diesmal in einem Provinzstädtchen in Kanada. Auch die quirlige June Carter, Spross der legendären Carter Family, ist wieder dabei. Nachdem sie die letzten Akkorde ihres gemeinsamen Hits Jackson gespielt haben, fragt Johnny vor mehreren tausend Fans: „Willst du mich heiraten, June?“ Mit Spontanität und unvergleichlichem Witz umgeht sie eine Antwort und dreht stattdessen die Situation ins Komische, als wäre es eine eingeübte Nummer. Doch Johnny lässt nicht locker – dieses Mal nicht: Nach einunddreißig Heiratsanträgen antwortet ihm June an diesem Abend, dem 22. Februar 1968, endlich mit „Ja!“. Man muss dazu wissen, und das wird im Stück explizit thematisiert, dass Cash und Carter zu diesem Zeitpunkt noch mit anderen Partnern verheiratet waren aber seit langem ineinander verliebt waren. Lange hatte June sich aufgrund Cashs Tabletten- und Alkohol-Abhängigkeit geweigert, ihn zu heiraten. An diesem Abend nahm sie seinen Heiratsantrag an.
Was taugen Erinnerungen?
Aber schon bei dieser Erzählung haben „beide unterschiedliche Erinnerungen“ an die Show und Lucie Mackert und Roman Roth springen aus der Spielerzählung in einen Dialog, der ergründen will, wer denn die „richtigen Erinnerungen“ an dieses Konzert hat. Damit sind wir bei der Grundidee des Theaterstückes, dass das Leben von June und Johnny aus unterschiedlichen Perspektiven zeigt: Stationen aus dem Leben von Johnny Cash und June Carter, nah an den historischen Fakten. Das Theaterstück lässt dabei Wegbegleiter und Familienmitglieder aufleben und erzählen die Geschichte der beiden aus zahlreichen Blickwinkeln. Mit Hilfe von neuen Arrangements altbekannter Country-Klassiker von June & Johnny zeigen die drei Performer eine heutige Sicht auf dieses Stück Musikgeschichte. So lassen sie längst vergangene Zeiten aufblitzen.
Musikalisch eine Gratwanderung
Anfänglich hatte die Band von Johnny Cash noch keinen Schlagzeuger. Daher klemmte er ein Stück Papier hinter die Saiten der Rhythmusgitarre. Dieses perkussive Schnarren wurde zum typischen Merkmal, ebenso wie der berühmte „Boom-Chicka-Boom“-Sound. Die Bezeichnung ist eine lautmalerische Beschreibung für den schnellen, stampfenden Klang, ähnlich dem eines fahrenden Güterzugs (Freight train rhythm). Den „Boom-Chicka-Boom“-Sound spielte Cash auf seinen Bass-Saiten. Schauspieler Roman Roth spielt den Johnny Cash gut. Aber er ist nicht der versierte Gitarrist, um die Nuancen der Musik von Johnny Cash in all seinen Facetten auf die Bühne zu bringen. Lucie Mackert, neben ihrer Schauspielerinnenkarriere Musikerin, spielt versierter Gitarre. Eine bedeutend größere musikalische Bandbreite an der Gitarre als die Schauspieler zeigt der Klangkünstler Roman Roth. Er kann locker ein ganzes Orchester mit seiner Gitarre, in Kombination mit diversen Soundsystemen, ersetzen.
Tiefe Einblicke
An diesem Abend wird der menschliche und künstlerische Weg der beiden Ausnahmetalente, June Carter und Johnny Cash, nachempfunden. Er endet mit der Musik von Johnny Cash, kurz vor seinem Tod. June Carter starb vier Monate vor ihrem Mann. Sie hatte für ihn den Welthit Ring of Fire geschrieben, der Cashs Alkohol- und Tablettenabhängigkeit und ihre verbotene Liebe zu ihm beschrieben hatte. Der Abend endete mit einem Song Hurt aus Cashs Album The Man Comes Around. Es ist eines der letzte Alben, die Cash aufnahm. Sein Gesang auf dieser Platte ist fragil, zurückhaltend und würdevoll. Man hört ihm an, dass er schwer krank ist. Die Gebrochenheit seiner Stimme passt jedoch zum Grundton des Albums, das vorwiegend von Liebe, Tod und dem Leben danach handelt.