Elsternest

Nachdenkzeilen – Klammheimliche Freude: Wolfgang Gedeon spaltet die AfD

Nachdenkzeilen 1 Wolfgang Gedeon
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Über die Causa Wolfgang Gedeon zerlegt sich die AfD im Landtag von Baden-Württemberg gerade selber und M. erfasst eine klammheimliche Freude. Dabei scheint das ein Phänomen von Radikalen zu sein. Egal, ob links oder rechts.

M. hat schon immer den Kopf geschüttelt, wenn er von strammen Maoisten / Kommunisten gehört hat, die sich auf ihrem politischen Weg deutlich von der ultralinken Position zu bürgerlichen, konservativen Positionen bewegt haben. Oder auch vom linken Lager ins rechte Lager gewechselt sind: Horst Mahler (Mitgründer der Rote Armee Fraktion), Bernd Rabehl (SDS) und aktuell der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon.

Wolfgang Gedeon: vom Kommunisten zum Rechtspopulisten

Wolfgang Gedeon war Mitglied einer maoistischen Splitterpartei, genau wie unser Landes-„Vater“, Winfried Kretschmann (ehemaliges KBW-Mitglied). Wolfgang Gedeon, ehedem bei der KPD/ML, heute bei der AfD. Seine ehemaligen GenossInnen stimmen ein Loblied auf den aktiven Arzt und Genossen an. Im Juni 2016 erschien im Zentralorgan der KPD/ML ein enthusiastisches Interview über Wolfgang Gedeon. Wie er sich für die Revolution eingesetzt hat. Plakate hätte er geklebt, den „Roten Morgen“ vor den Werkstoren verkauft, Arbeiter kostenlos behandelt. Aber dann? Sein Weg, wie bei vielen Linksextremen: Von links über die Esoterik zu rechten Positionen.

Wolfgang Gedeon – ein Antisemit?

Nun aber: Der Vorwurf des Antisemitismus! Das hat zum Eklat in der AfD geführt. Drei umfangreiche Werke (Gesamtumfang über 1500 Seiten!) zur europäischen Leitkultur hat Wolfgang Gedeon veröffentlicht. In einem Zuschussverlag erschienen. Ausschlag gab das Werk vom November vergangenen Jahres: Mit jede Menge kruder Theorien, revanchistischer Ansichten und antisemitischen Vorurteilen. Sperriger Titel: „Grundlagen einer neuer Politik über Nationalismus, Geopolitik, Identität und die Gefahr einer Notstandsdiktatur“. Correctiv hat das Werk ausgewertet und mit dem Antisemitismusforscher Marcus Funk von der TU Berlin analysiert.

In diesem Buch schreibt Wolfgang Gedeon: „Der Amerikanismus ist ein politischer Glaube, (..) nicht mehr der christliche Glaube vom jenseitigen Gottesreich, es ist der alte jüdische Glaube vom neuen irdischen Jerusalem“. Die USA hätten klare Ziele, schreibt Gedeon weiter: „Seit 1989 weitet sich im Westen die Amerikanisierung zu einem alle Lebensbereiche umfassenden System aus. Westen bedeutet dabei die de facto Annexion durch die USA.“

Weiter behauptete Gedeon in seinen Publikationen: Die Protokolle der Weisen von Zion seien echt. Außerdem verglich er Holocaust-Leugner wie Horst Mahler mit Dissidenten in China oder schrieb, dass „die talmudischen Ghetto-Juden der innere Feind des christlichen Abendlandes“ seien.

AfD am Scheideweg

Jörg Meuthen, der Fraktionsvorsitzende der AfD, hat die Fraktion aufgrund dieser Personalie gespalten. Er wollte Wolfgang Gedeon aus der Fraktion ausschließen lassen. Nun sitzt Meuthen selber außerhalb der AfD-Fraktion und bildet seine eigene: „Alternative für Baden-Württemberg“. Es bleibt spannend, wie es mit der AfD im Landtag von Baden-Württemberg weiter geht.

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