Der Autor und emeritierter Professor Dr. Elamar Altvater referierte am 18. Juni im Hospitalhof zum Thema: „Die Welt im Chaos kriegerischer Konflikte“. Prof. Altvater, der am Otto Suhr-Institut der Freien Universität lehrte, ist heute im wissenschaftlichen Beirat von Attac und in der Partei „Die Linke“ aktiv.
Seine zentrale These: Kriege erhalten unser Wirtschaftssystem. Ein viertel Jahrhundert nach Ende des kalten Krieges sieht er heute einen neuen Rüstungswettlauf, der gestoppt werden muss. Die aktuellen kriegerischen Konflikte fordern hundertausende Tote, vor allem aktuell in den Bürgerkriegsregionen des Nahen Ostens. Der Historiker Joachim Radkau vertritt die These, dass Katastrophen normal sind bei komplexen, gekoppelten Systemen, mit denen wir es in der kapitalistischen Welt zu tun haben. Das zeigt sich in immer wiederkehrenden Krisen, wie z. B. nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers. Wobei durch jede Krise die Umverteilung des Reichtums von vielen auf wenige weiter vorangetrieben wird. Das geht einher mit Deregulierung, Liberalisierung und dem Abbau von staatlichen Leistungen.
Dem Aufbau von Vermögen steht die weltweite Verschuldung großer Bevölkerungsteile und Volkswirtschaften gegenüber. Die Ausbeutung der Erde durch den Menschen hat seit der Industriealisierung ein ungeheures Ausmaß erreicht. Der Mensch wird zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde. Der Wettlauf um Bodenschätze führt zu Kriegen, um diese unter die Kontrolle der einflussreichsten Volkswirtschaften zu bringen. Die in Krieg versinkende Region des Nahen Ostens ist reich an Bodenschätzen. Aber auch die Kriege in Afrika werden oft vor diesem Hintergrund geführt.
Der individuelle Ausstieg aus diesem Zusammenhang, z. B. durch kritischen Konsum muss eine politische Ebene erhalten. Nicht nur individuell müssen die Menschen ihren Lebensstil ändern sondern sie müssen sich in politischen Organisationen für eine Änderung der Verhältnisse einsetzen, so die zentrale Aussage von Elmar Altvater an diesem Abend. Dankenswerter Weise nimmt sich der Hospitalhof dieses Fragenkomplexes an, indem er Veranstaltungen mit hochkarätigen Fachleuten in sein Programm aufgenommen hat. Unter dem Titel „Es geht auch anders!“ wird die Themenreihe fortgesetzt, der nächste Vortrag befasst sich mit dem geplanten Verschleiß der Konsumgüter.