Elsternest

Rudolstadt 2019 – Ein Rückblick (3)

Preisgekrönte Gruppe Ticket To Happiness
Preisgekrönte Gruppe Ticket To Happiness

 

Wie schon geschrieben, in Rudolstadt treten sie alle auf, die bekannten Größen, die völlig unbekannten, die sich auf der Fußgängerzone dazwischen quetschen und die, die ihre ersten Lorbeeren gesammelt haben, wie z. B. die Gruppe Ticket To Happiness (welch ein Name!). Sie wurden beim Deutschen Rock- und Pop-Preis 2018 in acht Kategorien aus dem Bereich Folkrock ausgezeichnet, unter anderem als beste Band und für den besten Sänger. Die Kapelle nimmt die Zuhörer mit irischer und amerikanischer Folkmusik sowie südeuropäischer Straßenmusik mit auf eine spannende musikalische Reise – immer auf der Suche nach originellen akustischen Hörerlebnissen. Die Band aus Gießen und Münster tritt in klassischer Besetzung auf: Gesang (Jan Philipp), Banjo, Gitarre, Bassdrum, Cajón, Gesang (Yannick Helle), Mandoline, Banjo, Gitarre, Cajón, Gesang (Patrick Helle), Violine und Gesang (Mona Kaczmarczyk), Bass (Stefan Schwarzinger).

Hochkarätiger Folkrock aus Irland

Hochkarätiger Folkrock bot die Gruppe In Their Thousands auf der Konzertbühne im Heinepark an diesem dritten Festivaltag.

Irischer Folkrock auf der Konzertbühne im Heinepark
Irischer Folkrock auf der Konzertbühne im Heinepark

 

Zwei Brüder, ein Cousin und ein Best Friend Forever aus dem irischen County Donegal. Dort, wo es dramatische Landschaften gibt, wilde Steilklippen, atlantische Winde und immer Leute, die es wegzieht aus den entlegenen Ortschaften im irischen Nordwesten entstand ihre Musik, kraftvoll und leidenschaftlich.

In Their Thousands
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In Their Thousands sind hiergeblieben und die Gegend hat ihren Sound stark geprägt. Die Bildsprache für ihre Songs finden sie in der Natur, musikalisch ziehen sie diverse Register: Mal halten sie sich akustisch folkig zurück, mal überziehen sie die Bühne mit rockigen E-Gitarren und vibrierenden Dance Grooves. Da kommt so manches deutsche Tanzbein in Bewegung. Aber hier in Rudolstadt zeigt sich deutlich: Germen can’t dance!

 

Zurück in der Stadt erlebten wir die riesige, aus Schrottteilen gefertigte Jazzmaschine. Eine Jazzband verband die rhythmischen Vorgaben der Maschine mit ihrem Sound.

Zusammenspiel zwischen Mensch und MASCHINE
Zusammenspiel zwischen Mensch und MASCHINE

 

Balkanmusic as its best: Batiar Gang

Das konnten die acht Musikerinnen und Musiker um die charismatische Sängerin Melanka nicht gebrauchen. Sie haben sich mit unheimlicher Freude dem Balkansound verschrieben. Melankas Eltern stammen aus der Uraine und daher kommt auch der Name der Band: Batiar Gang.

Batiar Gang
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Batiar, auch Baciar, wurde früher umgangssprachlich der polnische Bewohner von Lwiw (Lemberg) in der Ukraine genannt. Der Batiar gehörte zur Subkultur, zu Lwiws Knajpa-Lebensstil; er war lebensfroh, unersättlich feierlustig, großzügig, wohl gekleidet und jonglierte stets am finanziellen Bankrott entlang. Damit ist er prädestiniert als Namensgeber dieses wilden Ensembles aus Leipzig, das einen hitzigen Reigen osteuropäischer Musikkulturen präsentiert. Und unter der Anleitung des Klarinettisten Matze gelang es, das Publikum mit einem einfachen Tanzschritt bekannt zu machen und Groove ins Publikum zu bringen.

Hochpolitische Musik aus dem Iran von Shahim Najafi und seiner Band

Bevor wir nach Hause fuhren, erlebten wir noch den iranischen Musiker Shahin Najafi mit seiner Band auf dem Neumarkt.

Der aus dem Iran stammende Musiker Shahin Najafi begeistert seine Landsleute
Der aus dem Iran stammende Musiker Shahin Najafi begeistert seine Landsleute

 

Er zieht keine Grenzen mehr zwischen Kunst und Politik. So schreibt Shahin Najafi es in seinem Buch „Wenn Gott schläft“. Es war der Sommer der gefälschten Wiederwahl des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad und Najafi widmete der bei Protesten getöteten Studentin Neda ein Lied.

Virtuoser Schlagzeuger an der Seite von Shahin Najafi
Virtuoser Schlagzeuger an der Seite von Shahin Najafi

 

Aber seine Kunst ist nicht nur politisch, die Kunst ist für den Sänger und Gitarristen überlebenswichtig. Sie half ihm durch die Zeit, als er 2012 in Köln abtauchen musste, weil mehrere Fatwas gegen ihn ausgesprochen wurden. Damals wurde Shahin Najafi mit zornigen Rap-Songs zur Stimme der iranischen Jugend. Der Zorn ist bis heute hör- und spürbar und entfaltet eine erstaunliche Kraft. Seine Musik ist im besten Sinn zeitgenössische persische Musik. Sie ist ein Mischmasch, wie er selber in charmantem Understatement sagt: Ein bisschen Jazz und Blues, ein bisschen iranische Volksmusik. Dabei klingt sowohl der begabte Koran-Rezitator durch, der er als Jugendlicher war, aber eben auch der Rapper, Rockfan und nicht zuletzt der empfindsame Dichter. Aus all diesen Facetten tönt das mutige Engagement, mit dem Shahin Najafi gegen politischen Terror, religiöse Unterdrückung und Gewalt kämpft. Er kommt mit seinen Botschaften bei dem im Publikum sitzenden Landsleuten an.

 

Drei Tage Festival – drei Tage Musik aus allen Herren Ländern. Rundum mit Kultur und Klängen angefüllt, kommen wir am Sonntag spät nach Hause.

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