Herbstlich zeigt sich das Museum Ritter am vergangenen Wochenende. Alle dort ausgestellten Objekte haben eine quadratische Form. Nein, nicht alle: die in der Sonderausstellung der mittlerweile 96jährigen Künstlerin Vera Molnár nicht. Mein Freund Lars Hauschild, der sich ebenfalls der Arte Concreta verschrieben hat, hatte bereits auf seinem Blog von dieser Ausstellung berichtet.
Vera Molnár ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der konstruktiv-konkreten Kunst und zählt zu den ersten Künstlerinnen überhaupt, die Werke mit dem Computer schufen. Dieser erzeugte mit Hilfe vorgegebener Algorithmen eine unerwartete Vielfalt an „unvorstellbaren“ Bildergebnissen.
In meinen Arbeiten gibt es keine Bestandteile
symbolischer, metaphysischer,
mystischer Art. Gibt es keine Botschaft,
überhaupt keine Botschaft.
Das hat mich natürlich besonders fasziniert. Schon in den 60ziger Jahren setzte sie den Rechner und als Ausgabeeinheit den Plotter für ihre Arbeiten ein. Seit ihren Anfängen steht die Lust am systematischen Experiment im Schaffenszentrum ihrer Werke. Ausgehend von der Konzentration auf primäre Gestaltungselemente wie dem Quadrat, dem Kreis und der Linie generiert die Künstlerin eine Vielzahl von Serien.
Ihre eigene Ablehnung von subjektiven Entscheidungen und kompositorischen Überlegungen bei der Bildfindung führte die Künstlerin ab 1959 dazu, ihre „visuellen Forschungen“ nach einem kombinatorischen Verfahren zu betreiben, das sie als „machine imaginaire“ bezeichnete.
In der Sammlung Marli Hoppe-Ritter ist Vera Molnar mit zahlreichen Arbeiten vertreten. Die Schau präsentiert Arbeiten von 1942 bis heute und nähert sich Vera Molnars Schaffen in offenen Kapiteln: Zu sehen sind frühe Zeichnungen, Gouachen und Buchstaben-Bilder, die ein Streben nach Symmetrie und Serialität sichtbar machen. Eine Reihe von Computerplots und Malereien führt wiederum Verschiebung, Verformung und Zufall als gestalterische Prinzipien vor. Ein Besuch im Museum Ritter lohnt sich.