Elsternest

Weiße am Strand – Aus dem Tagebuch eines Inselreisenden X

IMG_20140904_201031M. wusste lange nichts mit dem Bräunungswahn seiner Landsleute anzufangen. Vor allem, dass der Weg zur Bräune nicht über Los sondern über Weiß führt, war ihm eine Unbekannte wie das x in einer mathematischen Gleichung.

Froh, einen Schutz vor Verbrennungen zu haben, cremte M. sich gewissenhaft mit dieser Lavera-„Naturkosmetik“ Sonnen-„Milch“ ein. Ein Geschenk seiner Freunde zum 59. Geburtstag. Sie überreichten es ihm damals mit den Worten: „Speziell für die die ältere Haut“. Er hätte es wissen müssen, ist doch sein Freund A. immer für Späße zu haben.

Nun lag also M. völlig weiß eingecremt am Strand und wartete auf die Bräune, die sich langsam einstellen sollte, so versprach es die Tube. Die stellte sich jedoch nicht ein. Was blieb war das Weiß. Kein Verreiben, kein Abreiben half, kein Sandpeeling (davon wurde M. nur Rot). Auf allem Schwarzen, mit dem M. in Berührung kam, hinterließ M. seine Spuren: die Autoverkleidung, den schwarzen Lederumschlag seines Tagebuches, seine schwarzen Shorts.

Als er es nach vielen Waschungen mit Unmengen vom Duschgel endlich los geworden war, sah er, er war meilenweit von seinem afrikanischen Kollegen G. Ch. entfernt und blieb, was er war: ein Weißer.

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