Elsternest

Abschied vom Luxus – Pilgern zum Ishite-ji (JR-7)

Tag 7: Matsuyama, 16. Oktober 2023

Schon gestern nahm der Manager des Ryokan Oku-Dogo Ichiyu no mori an der morgentlichen Zen-Meditation teil. Höflich fragte er um Erlaubnis. Auch heute ist er wieder in der Runde. Viele Japaner praktizieren die buddhistischen oder shintoistischen Rituale.

Hotelmanager beim Abschied

Der Manager verabschiedet sich warmherzig von der Pilgerschar aus Deutschland mit bunten Seifenblasen, die aus einem kleinen, batteriebetriebenen Gerät in den hellen Morgenhimmel aufsteigen. Das fulminante Frühstück macht M. den Abschied von dieser Oase des Luxus schwer. Heute Abend ist die Übernachtung im Kloster Zentsu-ji geplant. Bis dahin sind es gut 150 km, überwiegend mit dem Bus. Aber auch ein Fußmarsch ist für heute vorgesehen. Der ist zwischen den Tempeln 49: Jodo-ji und dem 51. Tempel: Ishite-ji zu bewältigen.

Beide Tempel liegen in der Stadt Matsuyama, in der auch das Ryokan liegt. Die Tempelanlage des „Hand aus Stein“-Tempels (49) ist sehr übersichtlich.

Glücksbringer Shichi Fukujin

Die Glücksgötter ( Shichi Fukujin)
Die Glücksgötter (Shichi Fukujin)

In Japan werden überall Volksgötter und Fabelwesen verehrt. Zu den beliebtesten von ihnen zählen die sieben Glücksbringer Shichi Fukujin. Im Jodo-ji trifft M. auf sie, hier als in Stein gehauene Skulpturen.

Die sieben Glücksbringer vereinen shintoistischen und buddhistischen Glauben und sind ebenso in der hinduistischen als auch der taoistischen Tradition verwurzelt. Skulpturen und Malereien von Ihnen sind überall in Japan in Tempel und Schreinen zu sehen Aber sie tauchen auch als Glücksbringer in Kneipen, Restaurants und Läden auf. Die Gruppe der sieben schillernden Charaktere mit jeweils ganz eigenen Kräften und Eigenschaften reist gemeinsam in ihrem mystischen Schatzschiff Takarabune. Die Sage erzählt von ihrer Reise und wie die sieben Glücksgötter am Neujahrstag auf ihrem „Schatzschiff“ in den Hafen einlaufen. Ihr Schiff trägt sieben immaterielle Schätze: Klugheit, Wissen, Erfahrung, Gelehrsamkeit, Tapferkeit, Wohlstand und langes Leben, Glück, Zufriedenheit. Aber auch fünf materielle Schätze: Den unerschöpflichen Geldbeutel, den unsichtbar machenden Hut, den Glücksmantel, den hölzernen Hammer des Reichtums und die geisterjagende Ratte. Die einzige weibliche Gestalt unter ihnen ist Benten. Sie steht für die Künste (Musik, Rede und Literatur).

Ishite-ji – Ein Ort von nationaler Bedeutung

Der Tempel für Kōbō Daishi im Ishite-ji
Der Tempel für Kōbō Daishi liegt gleich neben dem Buddha geweihten Haupttempel (hondō)

Vom Jodo-ji Tempel zieht M. mit seinen Mitpilgern durch die Stadt, sie passieren den Tempel 50 und gelangen ihres Fußmarsches zum 51. Tempel, dem Ishite-ji („Hand aus Stein“), eine extrem große und alte Tempelanlage. Der Überlieferung nach soll der Tempel im Jahr 728 auf Wunsch des Kaisers Shōmu errichtet worden sein.

Das Tempeltor (niō-mon) des Ishite-ji stammt aus dem Jahr 1318, hat ein Satteldach, das mit Ziegeln in altjapanischem Stil gedeckt ist. Die beiden Tempelwächter im Tor sind als Kulturgut der Präfektur registriert. Auch die die Haupthalle zählt zu den wichtigen Kulturgütern Japans. Es stammt aus der mittleren Kamakura-Zeit.

Ein kleines Museum auf dem Gelände zeigt wertvolle Mandalas und Kultgegenstände wie der Vajra (Donnerkeil, auch Diamantzepter, Donnerkeilzepter, Blitzstrahl oder Blitzbündel genannt) und verschiedene, bei allen Zeremonien verwendeten Glocken. Die Glocke steht für Weisheit, der Vajra für die Methode. Die Glocke verkörpert das weibliche Prinzip, der Vajra das männliche Prinzip.

Hinauf auf die Burg Matsuyama-jo

Burg Matsuyama-jo

Das Mittagsessen wird in einem kleinen Restaurant in der Stadt eingenommen. Dann geht es weiter zur Burg Matsuyama-jo, die etwa 5 km nördlich liegt. Sie ist mit 480 m die höchstgelegene Burg, die in der Edo-Zeit weiter unterhalten wurde, obwohl man sie nicht mehr nutzte. Heute ist sie eines der wichtigen Kulturgüter Japans und besitzt einen der 12 erhaltenen Burgtürme des Landes. Leider bleibt für den Besuch nur wenig Zeit: Mit einem Sessellift geht es den steilen Berg hinauf, es bleibt nur die Zeit für einen kurzer Rundgang über einen Teil der Burganlage bevor es mit dem Sessel-Lift wieder talwärts geht.

Der Bus bringt M. und seine Gruppe zum ca. 130 km entfernten Tempel Zentsu-ji, den sie gegen 17 Uhr erreichen. Der Tempel bietet den Pilgern Übernachtungen und Verpflegung an. Zwei Übernachtungen sind vorgesehen. Ausreichend Gelegenheit, einiges an Wäsche zu waschen. In der Unterkunft gibt es für die Pilger Waschmaschinen. Allerdings für M. nicht nutzbar, da alle Bedienungselemente nur japanischer Schriftzeichen tragen. Notgedrungen muss M. seine schmutzige Wäsche von Hand waschen.

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