Seit einem Jahr hören wir fast täglich vom Krieg im Nahen Osten. Der brutale Überfall der Hamas-Kämpfer auf fröhlich feiernde, weltzugewandte Menschen bei Reʿim am 7. Oktober 2023 kostete 364 Menschen auf dem Gelände des Psytrance-Festivals Supernova Sukkot Gathering das Leben. Bei dem Überfall, der an mehren Stellen gleichzeitig erfolgte, starben insgesamt über 1100 Menschen. Mehr als 5400 Menschen überlebten das Massaker mit zum Teil schwersten Verletzungen. Etliche Frauen wurden Opfer sexualisierter Gewalt, bevor die Terroristen sie brutal ermordeten. Etwa 250 wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Die Antwort der israelischen Regierung und der Militärführung ließ nicht lange auf sich warten. Der Gazastreifen, aus dem die Terroristen angriffen, liegt heute in Schutt und Asche, man schätzt bis zu 40.000 zivile Opfer. Wie umgehen mit diesem Konflikt, der sich mittlerweile auch auf die im Norden Israels liegenden Staaten ausgeweitet hat?
Im Alten Testament kennt man das Klagegebet. In anderen religiösen Traditionen gibt es ebenfalls die Anrufung eines höheren Wesens, mit dem sich die Menschen verbunden fühlen und somit auch Verbundenheit untereinander ersehnen. Die evangelischen und katholischen Gemeinden in Korntal veranstalten reihum Friedensgebete. Der Chor der Katholischen Gemeinde St. Johannes setzte am 11. Oktober 2024, fünf Tage nach dem Jahrestag des Hamas-Massakers den musikalischen Rahmen bei dem Gebet für den Frieden. Dabei hatte Mareike Wedler, Leiterin des Chores, nicht nur die Opfer des Überfalls in den Blick genommen, sondern diesen geweitet auf die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit, bei denen vor allem die Zivilbevölkerung leidet. Sie führte zu Beginn des Gottesdienstes aus:
Wir stehen hier im Schulterschluss mit allen, denen unsägliches Leid widerfährt. Wir solidarisieren uns mit denen, die ihr Zuhause, ihre Heimat, ihre Lieben oder sogar ihr Leben verloren haben. Gerne würden wir das in ihrer jeweiligen Sprache und Musik tun, um ihnen näher zu sein.
Sei es aserbaidschanisch, ukrainisch, saharisch, arabisch, russisch, jemenitisch-arabisch, aramäisch oder hebräisch. Stellvertretend haben wir uns heute für hebräisch entschieden. Wir sind ausdrücklich nicht parteiisch, sondern sind für diejenigen, die zwischen den Parteien zerrieben und zermalmt werden. Sie seien hiermit nicht vergessen.
In diesem Geist sang der Kirchenchor seine eigens dafür ausgesuchten Lieder und begleitete die Bitten um Frieden. Es waren teils fröhliche Melodien, die so gar nicht zu dem Anlass passten, dem gedacht wurde. Aber das ist der jüdischen Musik seit Jahrhunderten eingeschrieben: eine gewisse Gelassenheit, ja Heiterkeit, auch und gerade angesichts der Schrecken, die dieses alte Kulturvolk seit Jahrtausenden erlebt. Die Sehnsucht nach Frieden, nach Frieden mit allen Menschen, drücken viele ihrer Lieder aus und vor allem drückt es ein Wort besonders aus:
S H A L O M = Frieden, Wohlergehen, Heil
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