Elsternest

Eine Wasserglaslesung von Thommie Bayer

Thommie Bayer auf den Stuttgarter Buchwochen
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Einer der meistgelesenen Autoren Deutschlands. Mit dieser Beschreibung Thommie Bayers eröffnet die Moderatorin vom Börsenverein im Literaturcafé der Stuttgarter Buchwochen an einem trüben Novemberabend diesen Jahres die Lesung von Thommie Bayer. Warum immer diese Superlativen? Sie erhöhen nur die Fallhöhe.

Immer von Anfang an

Thommie Bayer fängt seine Lesung dort an, wo er immer seine Lesungen anfangen lässt: Am Anfang des Buches. Seite um Seite liest er mit rauer Stimme und streicht nach dem Umblättern einer jeden Seite akkurat über die Seite. Am Ende seiner Lesung hat er 43 Seiten aus dem Buch gelesen. Diese Angabe macht die Moderatorin, so dass „faule Leser“ sich das Lesen eines Fünftel des Buches sparen können.

Es ist eine dieser berühmt-berüchtigten Wasserglaslesungen. Nur greift Thommie Bayer zwischendurch nicht zu einem Wasserglas sondern zu einem langstieligen Rotweinglas. In Esslingen geboren, lebt Thommie Bayer heute in Staufen im Breisgau. Da ist es verständlich, dass er den Rotwein dem Wasser vorzieht. Wasserlesungen ist eine Art der Literaturvermittlung, bei der ein Autor eine zeitlang liest und anschließend das Publikum mehr oder minder schlaue Fragen stellt. Exakt das passierte an diesem Abend.

Thommie Bayer gibt einen wichtigen Hinweis

In seinem neuen Roman Seltene Affären erzählt Thommie Bayer von Peter Vorden, der von Montag bis Donnerstag ein Feinschmecker-Restaurant in dem kleinen Badeort Luxeuil-les-Bains in Lothringen führt. Danach beginnt sein richtiges Leben. Denn dann zieht Vorden sich zurück in seine Wohnung in Deutschland und schreibt Kurzgeschichten. Er tut es für seinen erfolgreichen Bruder Paul, den Schriftsteller, dem er damit immer wieder aus der Klemme hilft. Paul ist sein Zwillingsbruder und hat vor vielen Jahren Anne geheiratet, die einzige Frau, die für Peter je infrage kam. Geldsorgen hat Peter Vorden nicht. Aufgrund einer Erbschaft ist Arbeit für ihn eher eine Beschäftigung denn eine Notwendigkeit.

Während seiner Abwesenheit kommt seine Putzfrau und kümmert sich um die Wohnung. Kleinste Zeichen, die sie in seiner pedantischen Ordnung hinterlässt, einerseits, andererseits sein Angebot an sie, seine Texte zu lesen, die er als Ausdruck offen liegen lässt, lassen so etwas wie ein gegenseitiges Interesse der beiden aneinander durchschimmern. Thommie Bayer verrät in der anschließenden Fragerunde, dass dieses Buch eine Fortsetzung seines Romans Weißer Zug nach Süden ist. Diesen Roman hat er aus der Sicht der Putzfrau geschildert, die bei Peter Vorden putzt, ihn aber nie zu Gesicht bekommt, ihm nur durch das Lesen seiner Kurzgeschichten näher kommt. Damit hat der Autor an diesem Abend einen wichtigen Hinweis gegeben: Lest erst „den weißen Zug“ und dann Seltene Affären

Seltene Affären
192 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Piper Verlag, Preis 18,00 €

Zu erwerben in jeder Buchhandlung Ihres Vertrauens

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