Elsternest

Strøksnes jagd nach dem Eishai auf den Buchwochen

Morten A. Strøksnes
Mark Waschke, Morten A. Strøksnes und Wolfgang Tischer (v.l.n.r)

Das Gastland Norwegen präsentierte einmal mehr am Mittwoch, 30. November im Buchcafé auf den Buchwochen in Stuttgart. Der norwegische Sachbuchautor Morten A. Strøksnes saß neben seiner „deutschen Stimme“, Mark Waschke, und dem Moderator des Abends, Wolfgang Tischer vom Literaturcafé.de, auf dem Podium um sein neues Werk Das Buch vom Meer vorzustellen. Da Morten A. Strøksnes kein Deutsch spricht und das Publikum mit wenigen Ausnahmen des Norwegischen nicht mächtig ist, unterhält sich Wolfgang Tischer an diesem Abend mit dem Autor auf Englisch und übersetzt ins Deutsche.

Morten A. Strøksnes wurde 1965 in Kirkenes an der Barentssee geboren. Das ist zwischen Norwegen und Russland, ganz im Norden. Er hat Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte in Oslo und Cambridge studiert. Heute lebt er als Journalist und Autor in Oslo. Das Buch vom Meer wurde zum Bestseller in seinem Heimatland und ist sein neuntes Buch. Mittlerweile liegt das Buch in 20 Übersetzungen vor und erreicht somit nicht nur 5 Millionen Norweger sondern Leser in aller Welt.

Morten A. Strøksnes liest zu Beginn eine kurze Passage aus seinem Buch und man bekommt ein Gefühl für den ungewöhnlichen Sound der norwegischen Sprache. Als anschließend der Schauspieler Mark Waschke den Text liest, überrascht auch hier der dem Buch eigene Sound, der so gar nichts mit einem trockenen Sachbuch zu tun hat.

Mit Morten A. Strøksnes im Schlauchboot auf Eishaifang

Es geht um zwei Freunde in einem kleinen Boot, der Autor und sein Künstlerfreund Hugo, die sich einen Traum erfüllen: Aus den Tiefen des Nordatlantiks wollen sie einen Eishai ziehen. Eine salzige Abenteuergeschichte über das Glück, den Naturgewalten zu trotzen und die unergründlichen Geheimnisse des Meeres wird vor dem Leser ausgerollt. „Das Buch vom Meer“ ist eine Mischung aus Erzählung und Sachbuch in höchst lyrischer Sprache. Es stellt die Sehnsucht nach Meer, nach Norwegen, nach den Lofoten und Vesterålen in den Mittelpunkt und natürlich das abenteuerliche Unterfangen, den Eishai zu fangen.

„Der Eishai ist ein Urzeitwesen, das am Grund tiefer norwegischer Fjorde bis hinauf zum Nordpol schwimmt. Er kann größer werden als der weiße Hai und ist damit der größte fleischfressende Hai der Welt“, erklärt Morten A. Strøksnes. Die beiden Freude wollen das Meer mit all ihren Sinnen erfahren. Und Hugo, der Freund des Autors, ist besessen von der Idee, einmal einem seiner gefährlichsten Bewohner Auge in Auge gegenüberstehen. Dazu hat er ausgerechnet ein Schlauchboot ausgesucht, mit der sie auf die Jagd nach dem Urtier gehen. Vielleicht muss man Norweger sein, um auf so eine Idee zu kommen aber man muss keiner sein um den Erzählungen und der Sprache des Autors zu erliegen. Vierhundert Meter Seil, sechs Meter Kette und ein halb verwestes schottisches Hochlandrind nehmen die Freunde Morten und Hugo mit auf das Boot. Das Buch berichtet über das Leben an der rauen Küste, über das Meer und die Fischer aber auch über den Ursprung des Lebens. Die Jagd der zwei Freunde nach dem Eishai rückt immer wieder in den Hintergrund, bildet aber gleichzeitig den roten Faden. Dabei ist dieser Fisch nicht einmal essbar: sein Fleisch ist toxisch, in den Zellen des Fisches ist Aminoxid, auch Angel Dust genannt. Im Krieg hat man das Fleisch in höchster Not gegessen. Der Eishai kann über vierhundert Jahre alt werden. Seine Augen sind von Parasiten zerfressen, und seine Beute erspürt er anhand von elektromagnetischen Schwingungen.

Ein Sachbuch auf hohem sprachlichen Niveau

Die Musikalität des Buches kommt durch die Lesung des Schauspielers Mark Waschke voll zur Geltung. Er erzählt, aufgrund des Titelbildes des Buches hätte er seiner elfjährigen Tochter daraus vorlesen wollen, glaubte es mit einem Kinderbuch zu tun zu haben. Er hat es aber schnell aufgegeben, als er merkte, wie direkt und brutal die beiden Freunde sich mit der Natur konfrontierten. Morten A. Strøksnes liest sich seine Texte immer wieder vor, um ihren Sound zu testen. Er hat drei Jahre an dem Buch geschrieben. Es ist ein Buch ganz ohne Fotos. Die Bilder sollen beim Leser im Kopf entstehen und mit dieser Sprache gelingt das dem Autor.

Der Schutz der Ozeane ist lebenswichtig

Norwegen ist eine Fischfangnation. Früher war der Autor kein Umweltschützer. Aber bei der Arbeit zu diesem Buch ist er dazu geworden. Es hat sich ihm eine völlig unbekannte Welt aufgetan, deren Schutz er für dringend geboten hält. Der Ozean ist ein Klimaregulierer, noch mehr, als es die Urwälder sind und es sei für die Menschheit überlebensnotwendig, diese Ozeane intakt zu halten.

Norwegen würde als „Peace Nation“ tituliert aber leider sei sie keine „Umwelt-Nation“. Der Fischfang in Norwegen sei ein Desaster für die Umwelt. Mit seinem Buch vom Meer will uns Morten A. Strøksnes auch dafür sensibilisieren.

Das Buch vom Meer
Leinen, gebunden, 368 Seiten
Deutsche Verlagsanstalt (DVA), Preis 19,99 €

zu erwerben in jeder Buchhandlung Ihres Vertrauens

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