Die diesjährige Friedenspreisträgerin der AnStifter, Maria Kalesnikava, wird den mit 5.000 Euro dotierten Friedenspreis für ihren Kampf für mehr Bürgerrechte in Belarus im Dezember aller Voraussicht nach nicht in Empfang nehmen können. Die 39-Jährige war eine Schlüsselfigur der Proteste gegen den belarussischen Machthaber Lukaschenko, der das Land seit 26 Jahren autoritär regiert.
Ein Jahr nach ihrer Festnahme ist sie zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Das teilte das Gericht Anfang September laut belarussischen Staatsmedien in Minsk mit. Das Urteil erging wegen angeblicher „versuchter, illegaler Machtergreifung“.
Maria Kalesnikava zeigt der Welt ein Herz
Maria Kalesnikava nennt diese Begründung eine „absurden Anschuldigung“. Für sie ist das ein weiteres Beispiel für die Gesetzlosigkeit des Polizeistaates. Wie so oft zeigte Maria Kolesnikowa nach der Urteilsverkündigung ein Herz mit ihren Händen, in Handschellen gefesselt, in einem Gitterkäfig vor Gericht.
Vor einem Jahr, als sie in die Ukraine abgeschoben werden sollte, zerriss sie kurz vor dem Grenzübergang ihren Pass und vereitelte so Pläne, sie aus dem Land zu vertreiben. Der Prozess gegen sie begann Anfang August. Die Bundesregierung forderte immer wieder ihre Freilassung. Vergeblich.
Der Friedenspreis steht in den letzten Jahren unter keinem guten Stern
So wie es auch im letzten Jahr den AnStiftern nicht gelungen war, ihren Friedenspreis an den durch sie gewählten Menschen zu vergeben (der Preis ging 2020 an Julian Assange), so wird die Friedensgala auch in diesem Jahr durch die Abwesenheit der Friedenspreisträgerin überschattet.
Fünfmal konnte der Friedenspreis nicht übergeben werden
2018 sollten der Friedenspreis an Emma González übergeben werden, die durch Zufall den Amoklauf an ihrer Schule in Parkland, Florida, USA, überlebt und die daraufhin als Aktivistin gegen Waffen in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Den AnStiftern gelang es nicht, Kontakt mit der Preisträgerin aufzunehmen.
Auch beim Friedenspreis von 2015 an Giuseppina Maria „Giusi“ Nicolini, Bürgermeisterin der italienischen Gemeinde Lampedusa und Linosa, die für ihr Engagement für eine humanere Flüchtlingspolitik der Europäischen Union geehrt werden sollte, kam es nicht zur Verleihung. Ebenso wie 2014 an Edward Snowden. Der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter und Whistleblower konnte den Preis nicht in Empfang nehmen. Er lebt seit 2013 in russischem Exil. Edward Snowden hatte die weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von Geheimdiensten öffentlich gemacht und stand auf der Fahndungsliste der US-Behörden.
Tragisch endete ebenfalls die Verleihung 2017 an Aslı Erdoğan. Die Schriftstellerin und Kolumnistin sprach sich immer mutig gegen Angriffe auf die öffentliche Meinungsäußerungen und auf die Pressefreiheit in der Türkei aus. Aslı Erdoğan verunglückte auf dem Weg zur Friedensgala. Sie musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden.