Frauke Petry als Vorsitzende steht für die AfD, die Ende April diesen Jahres in Stuttgart ihr Grundsatzprogramm verabschiedet hat. Darin postuliert sie, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Besonders der Ruf des Muezzin, Minarette und das Kopftuch sind den Rechtspopulisten ein Dorn im Auge. In dieser Woche jedoch wollte Frau Petry das Gespräch mit einem muslimischen Verband suchen und fand im Zentralrat der Muslime einen Adressaten, der mit ihr in Dialog treten wollte.
Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrat der Muslime, hatte die Spitze der islamfeindlichen AfD Ende April zu einem Gespräch eingeladen. „Wir wollen wissen: Warum hassen Sie uns?“, begründete er den Vorstoß.
Frauke Petry sorgt für Eklat
Doch bereits eine Stunde nach Beginn der Gespräche brach die AfD-Delegation unter Führung von Frauke Petry das Gespräch ab. Es hätte keinen Austausch auf Augenhöhe gegeben, begründete Frauke Petry am 23.05.16 den Schritt. Zudem hätten die Vertreter des Zentralrats die Alternative für Deutschland in die Nähe des Dritten Reichs gerückt. „Deshalb sahen wir keine Grundlage, das Gespräch fortzusetzen“, so die Parteichefin Frauke Petry.
Aiman Mazyek ist da offener. Er bleibt optimistisch, was eine spätere Verständigung anbelangt. Er will mit den Gemäßigten in der AfD weiter reden und gesprächsbereit bleiben. So äußerte er sich kurz nach dem Treffen.
Das deutet doch sehr darauf hin, dass die AfD diesen Dialog gar nicht wollte. Es ist schlechterdings unmöglich, ein Gespräch mit gegenseitigen Anschuldigungen zu beginnen. Was die AfD von den Mitbürgern muslimischen Glaubens hält, hatte unlängst AfD-Fraktionschef Björn Höcke aus Erfurt kund getan. Der Bau einer Moschee in Erfurt sei: „Teil eines langfristigen Landnahmeprojekts“. Wer, so fragt sich M., hat denn im letzten Jahrhundert Landnahme betrieben? Es waren deutsche Soldaten, die unter der Parole „Volk ohne Raum“ den Osten Europas eroberten. Nicht der Islam hat im großen Maßstab Landnahme betrieben, es waren wir Deutschen. Und überhaupt: Seit wann erobert eine Religion andere Länder?
Die AfD setzt auf Ausgrenzung – nicht nur in Thüringen
In Erfurt versucht die AfD ihren Islam-Kurs einem ersten Praxistest zu unterziehen. Die Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft will eine Moschee in der Hauptstadt Thüringens bauen lassen. Es wäre der erste Neubau eines muslimischen Gotteshauses in Thüringen. Die AfD will das verhindern. Ihre Kampagne lässt erahnen, wie schmutzig es werden dürfte, wenn die Partei sich in den kommenden Monaten und Jahren über den Widerstand gegen einen angeblich expansiven Islam zu profilieren sucht. Da passt der Gesprächsabbruch von Frauke Petry gut ins Konzept.
M. meint, alle müssen das Gespräch suchen, immer wieder. Gespräche abbrechen ist keine Alternative, schon gar nicht in Deutschland. Deswegen sollten beide Seite die Verantwortung auf sich nehmen, diesen schwierigen Dialog wieder aufzunehmen. Zum Dialog gehört die Zumutung, sich auch mit Gegnern, ja Feinden, an einen Tisch zu setzen. Genau in solchen Momenten ist unsere Kultur des Streits besonders wertvoll.
Der Abbruch der Gespräche bringt Frauke Petry auch in der eigenen Partei in Bedrängnis. Der Partei-Vize Alexander Gauland wettert, es sei „einiges schief gelaufen“.