Die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini, wurde am 6. Dezember 2015 mit dem Friedenspreis der Anstifter geehrt. Aus Termingründen konnte die Preisträgerin nicht bei der Verleihung im Theaterthaus in Stuttgart dabei sein. Stellvertretend für sie übergaben die Anstifter den Preis an Costantino Baratta und seine Frau Rosa Maria Maggiore.
Gesetz der Gastfreundschaft verpflichtet die Menschen auf Lampedusa zur selbstlosen Hilfe
Costantino Baratta rettete am 3. Oktober 2013 elf Flüchtlingen das Leben, die mit ihrem überladenen Fischkutter vor Lampedusa untergegangen waren. Es waren Menschen aus Eritrea, die von Libyen aus die Flucht nach Europa angetreten hatten. Selbstlos half das Ehepaar. Liebevoll werden sie noch heute von den Flüchtlingen Mama Rosa und Papa Constantino genannt. Fischer aus Lampedusa helfen Menschen in Seenot und bringen sie an Land. Sie wissen um die Gefahren der Seefahrt.
Prof. Dr. Heidrun Friese führte in ihrer Laudatio aus: „Das Gesetz der Gastfreundschaft und das Gesetz des Meeres sind auf Lampedusa nach wie vor ganz wichtig. Um zu helfen oder um Hilfe zu bitten muss man nicht die gleiche Sprache sprechen.“ Und weiter über die tatkräftige Unterstützung der Lampedusani: “Wenn wir hier auf Lampedusa Hilfe leisten fragen wir nicht: woher kommst du, wie heißt du, welchen Glauben hast du, was willst du, sondern wir fragen, was ist dir passiert?“
Giusi Nicolini sendet ein Grußwort
Und so wurde der Preis nicht nur Giusi Nicolini verliehen, sondern allen Lampedusani, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren. Costantino Baratta verlas das Grußwort der Bürgermeisterin. Darin schreibt sie:
“ In den letzten 3 Tagen sind weitere eintausend Flüchtlinge und Migranten zu uns gebracht worden, die aus der Meerenge von Sizilien gerettet wurden.
Jeder Einzelne von ihnen hat eine Geschichte zu erzählen und jeder hat einen Grund, der ihn zur Flucht zwingt. Jeder Einzelne von ihnen, wie die Hunderttausende, die in den letzten Jahren auf Lampedusa angekommen sind, hat das Recht, gehört und nicht zurückgewiesen zu werden, wie ein Problem, das uns nichts angeht. Weil so ist es nicht. “ (Die ganze Rede siehe hier)
Strom & Wasser feat. THE REFUGEES elektrisieren
Musikalisch wurde der Abend untermalt von der Gruppe „Strom & Wasser“. Die Band um den Bassisten, Sänger und Texter Heinz Ratz ist bekannt für spektakuläre Aktionen. Er organisierte einen „Moralischen Triatlon“, bei dem ein Teil in enger Zusammenarbeit mit Pro Asyl und den deutschen Flüchtlingsräten stattfand: „Die Tour der 1000 Brücken“. Insgesamt 7000 Kilometer fuhr er mit dem Fahrrad für ein menschliches Miteinander quer durch die Bundesrepublik. Er forderte Flüchtlinge zum Mitmachen auf der Bühne auf, spielte mit der Band in Flüchtlingslagern, lernte unzählige Menschen kennen, die in ihren Herkunftsländern berühmte Musiker waren, sich aber hier hinter den Mauern der Flüchtlingslager oft nicht einmal ein Instrument leisten konnten. Er erweiterte seine Band bei Auftritten mit Flüchtlingen: Strom & Wasser feat. THE REFUGEES. An diesem Abend hatte er zwei beeindruckende Artisten dabei: Eine Jongleuse aus Köln und einen Artisten, der trotz seiner Behinderungen Außergewöhnliches auf der Bühne vorführte. Es wurde ein Lebensmut sichtbar, der, getragen von Anerkennung und Würde, aus Flüchtlingen Menschen macht. Sam aus Gambia (heute Reutlingen) spielte Djembe und sang. Ein Rapper aus Ghana mischte das Publikum auf.
Neue Bilder braucht das Land
Die musikalischen „Bilder“ sind wichtig, um einen anderen Eindruck von den Menschen zu vermitteln als der, der von der Presse stereotyp transportiert wird. Auch das „Zentrum für Politische Schönheit“ versucht neue, teils provokante Bilder in den öffentlichen Raum zu transportieren, wie der Geheimrat des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS), André Leipold, es in der Podiumsdiskussion mit Dr. Heidrun Friese (Professorin für Interkulturelle Kommunikation an der TU Chemnitz) und der Politikwissenschaftlerin Ellen Esen erläuterte.
In seiner Abschlusserklärung ging Peter Grohmann von den Anstiftern auf die drohende Kriegsgefahr ein, die das Herkunftsland so vieler Flüchtlinge bedroht. Es sei erschreckend, wie leise, ohne großen Protest, eine internationale Koalition unter Beteiligung deutscher Verbände, Syrien derzeit angreift und das Leben der Bevölkerung durch zusätzlichen Bombenterror bedroht.
Aufstehen! Anstiften! Zu Frieden und Mitmenschlichkeit! Das ist das Gebot der Stunde!
Nachtrag:
Die Anstifter haben auf ihrer Seite eine Auswahl meiner Bilder des Abends veröffentlicht.
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