Anlässlich der Gründung des Hannah-Arendt-Instituts für politische Gegenwartsfragen findet in den Räumen des Württembergischen Kunstvereins und des Literaturhauses Stuttgart am 20. und 21. November 2015 eine Tagung zum Thema: „Bürgerbewegungen – Neue Politik?“ statt.
Die Bürgerbewegungen, die in den letzten sieben Jahren rund um den Globus entstanden sind, treten als neuer politischer Faktor in Erscheinung. Damit ist neben diejenigen, die repräsentieren und die Repräsentierten, die Regierenden und Regierten, ein neuer Akteur getreten. Er beansprucht Mitsprache und stellt die Funktionsweise der etablierten staatlich-politischen Verwaltungs- und Regierungseinrichtungen in Frage. Das Institut soll einen Rahmen darstellen, um Fragen rund um Erfahrungen neuer Bürgerschaftlichkeit nachzugehen und mögliche Perspektiven zu diskutieren.
Neue Bürgerschaftlichkeit meint ein Handeln von Bürgerinnen und Bürgern, das lange Zeit vom liberalen Denken verdrängt wurde. Darin taucht eine grundlegende Idee dessen wieder auf, was Politik einmal ausmachte: dass Politik nicht von Regierenden, staatlichen Verwal-tungseinrichtungen oder „dem Markt“ ausgeht, sondern von den Bür-gern selbst. An diese Auffassung knüpfen die Tagung und die Idee des Instituts an. So sollen Fragestellungen und Aktivitäten des Instituts aus dem Handgemenge der Zivilgesellschaft selbst entwickelt werden.
Warum gerade ein Hannah-Arendt-Institut?
Hannah Arendt war eine Denkerin, die sich unabhängig von politischen und wissenschaftlichen Traditionen sowie disziplinären Engführungen verstand. Dreh- und Angelpunkt ihres Denkens war die Frage nach einer gelingenden größtmöglichen politischen Partizipation der Bürger. Sie suchte nach solchen Organisationsformen, die diesem Kriterium entsprachen, wandte sich gegen jegliche dogmatische Parteipolitik und stellte Handeln nicht als instrumentelles Tun, sondern als „wirkliche Bewegung“ ins Zentrum ihrer Überlegungen. Nach Arendts Politikverständnis geschieht Politik zwischen Menschen, die sich zwar als verschiedene, aber gleichberechtigte Personen anerkennen und auf dieser Grundlage gemeinsam, im Sinne des Besten ihres Gemeinwesens, handeln. Eine so verstandene Politik birgt das Versprechen, „daß die Menschen die Welt verändern können“. Denn der Sinn von Politik, so Arendt, ist Freiheit.
Programm:
Das ausführliche Programm steht hier zum Download bereit
Freitag, 20. November,19-21 h
Württembergischer Kunstverein
19:00 – 19:30 h Eröffnung:
Wozu ein „Hannah-Arendt-Institut für politische Gegenwartsfragen“?
Annette Ohme-Reinicke, Peter Grohmann, Iris Dressler, Michael Weingarten
19:30 – 21:00 h
Vortrag und Diskussion:
Politisierung durch Protest
Christian Volk, Professor für Politikwissenschaft, politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Trier
Anschließend Gespräche und Umtrunk
Samstag, 22.November, 10:30-17:30 h
Literaturhaus Stuttgart
11:00 – 11:20 h Eröffnung:
Begrüßung, kurze Zusammenfassung vom Vortag, Vorstellung der Arbeitsgruppen
11:30 – 13:00 h
Vortrag und Diskussion:
Politisches Handeln. Warum Arendt und nicht Marx?
Winfried Thaa, Professor für politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Trier
Mittagspause
14:00 – 16:00 h Arbeitsgruppen
Kaffeepause
16:15 – 17:30 h
Plenum und Schlusserklärung