Jutta Weber-Bock stellte am 8. September 2020 ihren im Gmeiner-Verlag erschienen historischen Roman Das Mündel des Hofmedicus im Hospitalhof vor. Viele Weggefährten von Jutta Weber-Bock waren gekommen.
In den 90ziger Jahren lernte ich Jutta im Rahmen des Studium Generale kennen. Ich besuchte ihre Lyrik- und Prosawerkstatt an der Universität. Als Werkstättenleiterin habe ich sie damals schätzen gelernt. Mit Liebesprobe bei Book on Demand hatte sie ihren ersten Roman veröffentlicht. Danach war lange kein Roman von ihr erschienen.
Das Geld für die Brötchen muss verdient werden
Seit vielen Jahren sprach sie immer wieder von einem historischen Roman, an dem sie arbeite. Nun endlich kann die Leserschaft den neuen Roman in Händen halten. Warum hat sich das Projekt weit über zehn Jahre hingezogen? Nun, die Antwort ist – wie es für viele Schriftsteller gilt – der Notwendigkeit geschuldet, die Brötchen mit einer anderen Tätigkeit als dem Schreiben zu verdienen. Bei Jutta Weber-Bock ist es ihre Dozententätigkeit. In der langen Zeit hat sie aufwändige Recherchen zu ihrem Roman gemacht, das wird an diesem Abend im Gespräch mit der Leiterin des Hospitlhofes, Frau Renninger, deutlich. Auch im Hospitalhof gibt Jutta Schreibkurse, daher bot sich der Ort an, zumal aufgrund der Coronaverordnungen eine Präsentation im Schriftstellerhaus, bei dem sie Mitglied ist, nicht in Frage kam.
Jutta Weber-Bock recherchierte intensiv für den Roman
Im Mittelpunkt des Gespräches steht an diesem Abend die Frage: Wie entsteht ein historischer Roman? Jutta verbrachte viele Wochen im Staatsarchiv und im Stadtarchiv Stuttgart, las sich durch Gerichtsakten. Man gewährte ihr Einblicke in Kirchenbücher, die für sie eine eine wichtige Quelle wurden. Lange vor den säkularen Büchern waren sie die einzigen Zeugnisse, in denen Familienereignisse und Personenstandsdaten festgehalten wurden.
Viele im Roman vorkommenden Personen sind historisch verbürgt, ebenso natürlich die Schauplätze, an denen der Roman angesiedelt ist: das Stuttgart des beginnnenden 19. Jahrhunderts, Kirchberg an der Murr, Metzingen und die Erziehungsanstalt der Herrnhuter Brüdergemeine Königsfeld im Schwarzwald.
Das Mädchen Nanette steht im Mittelpunkt des Romans
Der Roman beginnt in Stuttgart im Jahre 1804. In einem Stuttgarter Gasthof bringt eine adelige Dame heimlich das Mädchen Christiane zur Welt. Es wird der Frau des Hofconditors unter geschoben, die zum gleichen Zeitpunkt entbindet. Der Hofmedicus erklärt ihr leibliches Kind für tot. So wird Gottliebing Rumetsch zur Amme für Christiane, genannt Nanette. Der Hofmedicus hat weitgehende Pläne mit dem kleinen Mädchen, er will Fragen der Erziehung an ihr klären.
Von historischen Details zum Roman – ein langer Weg für Jutta Weber-Bock
Lesepassagen wechseln sich ab mit Fragen von Frau Renninger zur Entstehung und zum Hintergrund des Buches, zu den umfangreichen Recherchen. Dabei stellt sie mehrfach eine zentrale Frage: Wie kann aus den vielen recherchierten Fakten ein Roman werden, der die Fakten als Folie nimmt, aber eine eigene Handlung darauf ausbreitet, mit Personen, die zwar (teilweise) verbürgt sind, aber doch im Roman ein Eigenleben haben? In den Lesepassagen wimmelte es nur so von historischen Details. Wie sich die Entwicklung der Protagonisten und ihrer Antagonisten vollzieht, wie die Personen ihre Konflikte bewätigen und dabei im Roman ein Eigenleben entfalten, wird der Leser dieses 440-Seiten- Romans selber entdecken.
Das Mündel des Hofmedicus
Historischer Roman
448 Seiten, Klappenbroschur Premium
Gmeiner, Preis: 15 €
zu erwerben in jeder Buchhandlung Ihres Vertrauens.