Elsternest

Eine seltene Eulenart – die Versateule

Versateule
Versateule (Strigiforme Versatalis)    Foto: © P. Deutscher

Seit einigen Tagen sitzt im Baum vor dem Büro meines Kollegen J. M. eine Eule. Da er ihr mit dem Rücken zugewandt an seinem Schreibtisch sitzt, beobachtet sie J. M. mehr, als dass er sie im Blick hat. Sie hat sich diesen Platz als Schlafbaum ausgesucht. Tagsüber ruht sie sich hier aus, nachts verlässt sie ihn für ausgedehnte „Versorgungsflüge“. Wir vermuten, dass sie im nahegelegenen Rosensteinpark jagt. Die Großbaustellen dort haben sie sicher zu uns geführt: tagsüber zeichnen sich diese Baustellen durch hohe Geräuschpegel aus. Ein hinzugezogener Ornithologe meint, diese Eule gehöre zwar zur Familie der Waldohreulen, aber sie sei eine Untergattung, eine Versateule (Strigiforme Versatalis). Sie erfreut alle Kollegen, die dieses scheue Tier nun aus nächster Nähe beobachten können.

Während sie also regungslos dort sitzt, versuchen wir unsererseits uns auch so wenig wie möglich zu bewegen. Denn jede Bewegung provoziert unseren Körper, Schweiß abzusondern. Bei Temperaturen weit über 30° Celsius muss zwangsläufig die Arbeitsgeschwindigkeit gedrosselt werden. Offensichtlich hat die Versateule eine gute Temperaturreglung trotz oder gerade wegen ihres Federkleides. Wir wünschen uns auch, einfach auf einem Zweig zu hocken und in die Gegend zu blicken, anstatt den ganzen Tag auf Monitore und mit der Maus hektisch über den Bildschirm zu fahren. Deswegen werden unsere Augen auch immer schlechter im Laufe unseres Berufslebens, während die Versateule ihre Sehschärfe bis ins hohe Alter behält.

 

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