Elsternest

Schreibwerkstatt – Das Abenteuer geht weiter

Schreibwerkstatt
Werkzeuge des Abenteurers

 

Wieder begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Kunstbesetzten Haus in Gunzenhausen auf die Reise in den eignen Kopf und den Dschungel der Imagination. Einige waren schon bei der ersten Schreibwerkstatt dabei, andere finden an diesem heißen 8. August zum ersten Mal den Weg zur Schreibwerkstatt. Der Leiter der Schreibwerkstatt, Michael Seehoff, hatte in der ersten Schreibwerkstatt Erfahrungen mit den Fähigkeiten der TeilnehmerInnen gesammelt. Es sind Menschen mit Behinderungen, die sich in das Abenteuer des Schreibens stürzen. Michael Seehoff hatte das Konzept für diesen Tag komplett überarbeitet und so gib es viele Übungen und Aufgaben, die die TeilnehmerInnen mit großer Begeisterung angehen. Sie beginnen, den ersten Buchstaben ihres Vornamens in eine Pflanze zu „transformieren“: Aus dem Anfangsbuchstaben M wird Moos, aus T wird Tulpe, aus L wird Lilie. Wie aber kann diese Transformation gelingen? Da ist das Werkzeug „Mind-Mapping“ hilfreich, das ausführlich erklärt und mit großem Eifer angewendet wird. Durch die ständige Bewegung der Schreibhand beim Umkreisen der Begriffe (im wahrsten Sinne des Wortes) werden die beiden Gehirnhälften des Schreibenden harmonisiert. Beide sind notwendig, die eine für die Bilder, die andere für das analytische Denken. Der innere Kritiker ist längst vor Beginn der Übung mit Johann Wolfgang Goethes Unterstützung in die Wüste geschickt worden, so dass die Worte, die Ideen und die Zusammenhänge frei zum Fließen kommen.

Tasten, riechen, schmecken, sehen, hören

Die Sinne stehen im Mittelpunkt des Workshops. Wie der Abenteurer, der sich auf all seine Sinne in schwierigen Situationen verlassen muss, trainieren die Schreibenden ihre Sinne. Dazu geht es auch schon mal raus in den Garten, wo gerochen, geschmeckt und gefühlt wird. Alle Erfahrungen werden unmittelbar in Texte umgesetzt.

Nach einem gemeinsamen Pizzaessen (wonach schmeckt das? Welche Eindrücke melden eure Gaumen?) geht es weiter mit genauem Hinhören. Das Lied „Über den Wolken“ von Reinhard May dient der Betrachtung des Erzählenden. Wer erzählt in dem Lied und wo steht er? Erhebt er sich in die Lüfte, dort, wo die Freiheit wohl grenzenlos ist oder bleibt er dem Boden verhaftet? Es ist erstaunlich, wie sich Vorstellungen im Kopf verfestigt haben, die bei genauem Hinhören und bei der genauen Analyse mitunter einer Revision unterzogen werden müssen. Es zeigt sich immer wieder: Wer einen guten Text schreiben will, muss genau hinsehen, muss sich vortasten, muss seinen Text einer Überprüfung unterziehen, die alle seine Sinne einbezieht. Dann wird er anschaulich und verständlich. Dieses Tasten und Sehen hat den Menschen an diesem Samstag große Freude bereitet und so verwundert es nicht, dass am Ende ein Haiku entsteht, der alles zusammenfasst:

Der Schreibworkshop war
richtig gut und machte Spaß
Ich komme wieder

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