Elsternest

Ö-S-W – Mehr als eine chinesische Künstlerin

Heute noch einmal das Museum der Moderne, nach einem Bummel durch die Gärten des Schlosses Mirabell. Der Gegensatz könnte nicht größer sein. Im Schlossgarten barocke Steinfiguren, im Museum auf dem Mönchsberg hochaktuelle Kunst von chinesischen Künstlerinnen unter dem Titel Stepping out! Female Identities in Chinese Contemporary Art

Aus dem Ausstellungskatalog:

Im Spannungsfeld zwischen machtvoller Tradition, parteipolitischer Ideologie und wirtschaftlichem Umbruch untersuchen und dokumentieren 26 ausgewählte Künstlerinnen individuelle und gesellschaftliche Ängste, Widersprüche und Hoffnungen und legen diese oft schonungslos offen.
In der repräsentativen Auswahl finden sich sowohl Pionierinnen als auch junge, hierzulande kaum bekannte Positionen.

Seit mehr als zwanzig Jahren arbeitet die Malerin Yu Hong kontinuierlich an ihrem biografischen Langzeitprojekt Witness to Groth. Die Künstlerin wählt aus jedem Lebensjahr seit ihrer Geburt 1966 ein Foto von sich, das sie auf immer gleich große Leinwände überträgt. Jeder gewählte Schnappschuss aus ihrem Privatleben kombiniert sie mit einem Medienfoto aus dem gleichen Jahr. Auf dem Bild oben schaut die junge Malerin im Selbstportrait auf die Szene in der Menschen auf ihre Zugfahrkarte warten.

Die Künstlerin Xiang Jing, 1968 in Peking geboren, zeigt in ihrer Arbeit Endless Tower zehn zu einem Turm gestapelte Artistinnen in Lebensgröße. Dabei steht das scheinbar unbeschwerte Lächeln der Mädchen in krassem Gegensatz zu ihrer immer gleichen Körperhaltung mit extrem überstreckter Wirbelsäule. Soll man dem Spektakel applaudieren oder sich angesichts der dressiert wirkenden Körper abwenden?

Diese beiden Künstlerinnen seien hier exemplarisch genannt. Es gibt auch Kunstwerke, die sehr verstörend sind. Einige sind sogar mit einer „Triggerwarnung“ ausgestellt, dort, wo es um Gewaltdarstellungen geht. Es gibt ein eklatantes Ungleichgewicht in der Sichtbarkeit weiblicher Künstlerinnen aus China. Die Ausstellung versucht dies zu korrigieren und verweist auf die enorme Vielfalt und Relevanz des weiblichen, künstlerischen Schaffens.

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