M. ist ein Leckermaul und einem Stück Kuchen nie abgeneigt. Da ist er in Wien genau an der richtigen Stelle. Der Kaffee trägt hier wundersame Namen wie z. B. „Melange“. Eine Melange besteht aus einem mit Wasser verlängerten Mokka. Dieser wird mit heißer Milch aufgegossen und mit einer Milchschaumkrone verziert.
Ein kleiner oder großer Brauner ist eine andere Bezeichnung für einen Kaffee mit einem Schuss Milch. Ein Brauner besteht aus einem einfachen und doppelten Mokka mit sehr wenig Milch oder Schlagobers (Sahne). Die Milch oder Sahne wird dabei in einem eigenen Kännchen separat serviert. So kann M. das Mischverhältnis selbst bestimmen, der Braune ist sein Lieblingskaffee.
Kaffee ist nicht gleich Kaffee
Ein Verlängerter ist ebenfalls ein Klassiker im Wiener Kaffeehaus. Bei dieser Kaffeevariante handelt es sich um einen Mokka, der mit heißem Wasser gestreckt beziehungsweise verlängert wird. Es wird fein säuberlich unterschieden zwischen einem klassischen Verlängerten, der aus einem Mokka und einem Schuss heißem Wasser besteht und einem verlängertem Braunen, der sich aus Mokka, einem Schuss Milch und heißem Wasser zusammensetzt. Alles in allem eine Wissenschaft für sich, will man einen Kaffee trinken gehen.
Legendär sind Wiens Kaffeehäuser. In früheren Zeiten saßen in ihnen heute berühmte Persönlichkeiten. Eine der legendärsten Kaffeehäuser ist das Café Central.
Alle gehen ins Kaffeehaus
Im späten 19. Jahrhundert wurde das Lokal zu einem der wichtigsten Treffpunkte von Intellektuellen. Zu den Stammgästen zählten unter anderem die Psychologen Alfred Adler und Sigmund Freud. Schriftsteller wie Hugo von Hofmannsthal, Alfred Polgar, Arthur Schnitzler, Robert Musil und Stefan Zweig zählten zu den häufigen Gästen. Zur Unterhaltung lagen 250 Zeitungen in 22 Sprachen aus.
Trotzki soll hier öfters verkehrt haben und sich ins Schachspiel vertieft haben. Wären doch nur die Hitzköpfe des beginnenden 20. Jahrhunderts dabei geblieben und hätten nicht für Untaten in ihren Ländern gesorgt.
Als Kämpfer fiel er damals nicht gerade auf, wie der legendäre Kommentar eines österreichischen Regierungsbeamten zur Oktoberrevolution zeigte: „Wer soll denn diese Revolution machen? Vielleicht der Herr Trotzki aus dem Cafe Central?“, sagte er mit Blick auf jenes Kaffeehaus in der Wiener Innenstadt, in dem sich Trotzki gerne aufhielt.
Wer heute ins Café Central will, muss sich in einer langen Schlange anstellen und auf die Zuweisung eines Platzes warten.
Neben den Cafés mit den bekannten Namen, gibt es jede Menge kleiner Cafés, die zum Verweilen, Essen und Trinken einladen. M. besuchte dieses hier und erlebte den „Charme“ der Kellner, die zwischen mürrisch und zuvorkommend blitzschnell wechseln können.