Elsternest

Rike Reiniger – die erste Stipendiatin 2024 im Schriftstellerhaus

Susanne Stephan (li) stellt die aktuelle Stipendiatin Rike Reiniger vor
Susanne Stephan (li) stellt die aktuelle Stipendiatin Rike Reiniger vor.

Rike Reiniger wurde am 23. April 2024 den Besuchern des Schriftstellerhauses von Susanne Stephan aus dem Vorstand des Vereins vorgestellt. Rike Reiniger hat das Stipendium des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg erhalten.

Was waren ihre beruflichen Stationen?

Rike Reiniger wuchs in Bochum auf und arbeitete in einem traditionellen Puppentheater, das den deutschsprachigen Raum bereiste. Sie studierte in Prag Regie und Dramaturgie für Puppentheater und in Gießen Angewandte Theaterwissenschaft. Sie inszenierte in der freien Szene Berlins und an verschiedenen sächsischen Bühnen. Sie schrieb zahlreiche  Essays, Kinderbücher und vor allem Theaterstücke, die vielfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt wurden. In diesem Jahr erhielt sie den Konstantin-Andok-Literaturpreis für ihr Stück Risse in den Wörtern. Heute lebt und arbeitet sie als Regisseurin und Autorin in Berlin und Vorpommern. Ihre auf der Seite des Schriftstellerhauses veröffentlichten Blogbeiträge sind als Dialogszenen geschrieben. In dieser Spielart der Literatur ist sie zu Hause.

Auf neuem Terrain

Während ihres Aufenthaltes in Stuttgart will sie sich einem anderen Genre zuwenden: Sie will einen biografischen Roman über die erste deutsche Trickfilmpionierin Lotte Reiniger (1899 – 1981) schreiben. Durch die Heirat mit ihrem Mann hat Rike diesen berühmten Namen erhalten. Ihr Mann ist ein entfernter Verwandter von Lotte Reiniger.

An diesem Abend ist Lotte Reiniger der heimliche Star und wird von Rike Reiniger auf die Leinwand gebracht, indem sie einen Trickfilm von Lotte dem Publikum präsentiert. Es handelt sich um einen kurzen Ausschnitt aus dem Film Das Ornament des verliebten Herzens.

Trickfilm "Das Ornament des verliebten Herzens"

Lotte Reiniger war gerade mal 20 Jahre alt, schrieb das Drehbuch und führte Regie für diesen Film. Der Animationsfilm ist nicht gezeichnet, sondern es handelt sich hier um einen Scherenschnitt-Silhouettenfilm. Flache Puppen aus einzelnen ausgeschnittenen Pappteilen wurden mittels Stop-Motion-Verfahren animiert. Animierter Scherenschnitt blieb Lottes Spezialität. Für die Stop-Motion-Aufnahmen entwickelte Lotte Reiniger eine spezielle Multi-Plan-Kamera. Eine Kamera, die nach dem gleichen Prinzip arbeitete, entwickelte Wald Disney in den USA. Der hatte sich diesen Kameratyp patentieren lassen.

Der biografische Roman

Rike Reiniger
Rike Reiniger liest aus ihrem Romanentwurf

Rike Reiniger ist mutig, an diesem Abend aus ihrem hier im Werden begriffenen Roman längere Passagen zu lesen. So wird das Publikum direkt in den Arbeitsprozess der Stipendiatin einbezogen. Nach der Lesung entspannt sich eine rege Diskussion mit den zahlreichen Besuchern der Vorstellung der neuen Stipendiatin.

Ein Kreis schließt sich von der Arbeit Rike Reinigers über ihr literarisches Sujet zum aktuellen, internationale Trickfilm-Festival Stuttgart (ITFS), das just heute eröffnet und noch bis zum 28. April 2024 ausgerichtet wird. Während des Festivals wird der Lotte Reiniger Förderpreis für den besten Abschlussfilm in Höhe von 10.000 Euro verliehen, gestiftet von der Filmförderung Baden-Württemberg.

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