Wie passen Zen und das Werk Die Johannespassion von Johann Sebastian Bach zusammen? Durch unterschiedliche Akteure:
Es ist mein Zen-Lehrer Michael von Brück, der schon als Knabe im Kreuzchor in Dresden sang und der sich Zeit seines Lebens mit dem Choralwerk des großen Musikers verbunden fühlt und immer wieder auf Sesshins seiner Begeisterung für diese Musik zum Ausdruck bringt. Und es ist mein „Zenbruder“ Stefan, der mich auf die Aufführung am 2. April 2023 in der Kirche auf der Karlshöhe in Ludwigsburg aufmerksam machte. Er selbst singt im Chor der Kantorei.
Hervorragende Musiker tragen die Johannespassion
Tags zuvor verbrachte ich noch den Nachmittag in stiller Versenkung im Dojo in der Silberburgstraße während des Zazenkais. Nun das stimmgewaltige Werk dieses großen Komponisten. Ja es geht. Kontemplation ausgedrückt durch das stille Versenken und ausgedrückt durch diese wunderbare Musik, dargeboten von einem hervorragenden Musikensemble zusammen mit dem Laienchor und den professionellen Stimmen von Baiba Urka, Sopran, Julia Werner, Alt, Gabriel Sin, Tenor, Christoph Schweizer, Bass (er singt den Christus-Part) und Georg Schmid, Bass (er singt den Pilatus-Part). Dirigiert wird das Werk von Nikolai Ott, der Bezirkskantor für den Kirchenbezirk Tübingen-Land in Mössingen, der auch die die Kantorei der Karlshöhe Ludwigsburg leitet. Dieses hochkarätige Ensemble aus Musikern, Sängern und Chor schafft eine Atmosphäre, die einem Schauer den Rücken herunter rieseln lassen.
Die Hölle ist überwunden
Die Johannespassion beginnt wie das Johannesevangelium selbst: Gottes Geist ist in den Streichern in ununterbrochener Wellenbewegung einfach da und immer da. Dann leuchtet ein Licht auf: „Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm in allen Landen herrlich ist“ (aus Psalm 8). Es geht um die Frage: Was ist der Mensch? Der evangelische Kantor Bach führt uns mit diesem Gedanken in die Passion ein, die nur ein einziges Ziel hat: Gottes Gegenwart unter den Menschen zu verherrlichen und zu bezeugen, nichts sonst. Ganz im Sinne des Evangelisten Johannes.
In der Johannespassion geschieht an zwei Stellen Unglaubliches. Im Schlusschor kommt die erste große Verheißung: Durch seinen Tod macht Jesus uns den Himmel auf und schließt die Hölle zu. Es ist ganz einfach, ganz klar, ganz deutlich: die Hölle gibt es nie wieder für die Christen. Sie ist fort, zu Staub zerfallen, es gibt kein „Unten“ mehr. Diese wunderbare Botschaft trägt bis Ostern, in der Kirche ebenso wie auf dem Kissen (Zafu) während der Meditation.