Am 20.06. ist Weltflüchtlingstag. In vielen Städten wird mit Aktionen an Flucht und Vertreibung erinnert, so auch in Stuttgart und in Herrenberg.
Das Thermometer steigt und steigt
Es ist heiß an diesem Tag. Das Thermometer steigt auf Temperaturen weit über 30 °C. Wir ziehen uns in unsere Wohnungen zurück, lassen die Rollläden herunter, sperren so die Hitze aus. In den Lagern in Griechenland und in den Notunterkünften auf Lampedusa ist das den Flüchtlingen nicht vergönnt. Vor der Hitze können sie sich nicht schützen. Ebenso wenig vor Kälte und den Regenmassen, die sie noch vor einigen Monaten erleiden mussten. Mit einem Protestcamp hat die Seebrücke in Stuttgart auf diese Situation reagiert. Wer hat die letzten zwei Tage in den dort aufgebauten Zelten übernachtet? Es sind Aktivisten, die am 19. und 20. Juni mit dieser Aktion auf die Situation Geflüchteter auf dem Kronprinzplatz in Stuttgart aufmerksam machen. Just human hat diese Aktion mit getragen, siehe hier.
Für diese Aktivisten, die sich aus Solidarität mit den Geflüchteten der Hitze aussetzen ist diese Situation nach kurzer Zeit beendet. Geflüchtete, die unter entbehrungsreichen Reisen in Europa ankommen, leben wochenlang, monatelang in menschenunwürdigen Auffanglagern.
Herrenberg engagiert sich nicht nur am Weltflüchtlingstag für die Geflüchteten
Ich erlebte den Weltflüchtlingstag in Herrenberg. Eine Freundin von mir ist dort in der Flüchtlingshilfe engagiert. Mit ihrer Sprachbegabung baut sie Brücken, übersetzt und hilft bei der Integration, u. a. Frau Dunia K. und ihrem Mann.
Mit Lyrik die eigene Situation ausdrücken
Dunia K. ist mit ihrem Mann aus Syrien geflüchtet Sie trägt mutig ein selbstverfasstes Gedicht vor, in dem sie ihre Situation genau beschreibt. Sie, ihr Mann und ihre Kinder sind mit Hilfe des Vereins Flüchtlinge und wir e.V. mittlerweile gut integriert. Diese direkte Hilfe steht im Mittelpunkt der Veranstaltung auf dem Rathausplatz in Herrenberg. Viel Initiativen stellen ihre Arbeit vor. Geflüchtete und „Einheimische“ kommen gleichberechtigt zu Wort. Immer wieder weisen die Redner der Veranstaltung auf folgenden Umstand hin:
Weltweit nimmt die Zahl der Geflüchteten dramatisch zu
Fast 80 Millionen Menschen waren Ende 2019 auf der Flucht. Demnächst werden die neuen Zahlen für 2020 vom UNHCR bekannt gegeben – und es werden noch einmal mehr sein! Fast 70% aller Geflüchteten kommen aus nur 5 Ländern. Weiterhin mit Abstand die meisten davon aus Syrien, gefolgt von Venezuela, Afghanistan, Süd-Sudan und Myanmar. In unseren Köpfen schwirren ganz andere Bilder herum. Wie kommt das? Das hängt gewiss auch mit der medialen Vermittlung zusammen.
Die Berichterstattung über Geflüchtet hat sich stark verändert
Berichteten die Medien am Anfang der humanitären Krise (Sommer 2015) noch überschwänglich von der Hilfsbreitschaft der deutschen Bevölkerung, drehte sich die Berichterstattung spätestens mit der Silvesternacht 2015/2016. Nicht mehr die Schutz suchenden Menschen standen plötzlich im Vordergrund, es waren nun junge, triebgesteuerte Männer, die unsere Frauen sexuell belästigten. Die AfD hat diese Situation für sich genutzt, um ausgrenzende Politik zu betreiben. (Siehe auch hier)
Hier in Herrenberg zeigten die ehemals Fremden und die „Einheimischen“ wie Integration gelingen kann. Was den Hiesigen geschenkt wird, wenn sie selbstlos anpacken und den Menschen helfen, die Schutz vor Gewalt und Elend suchen, wird an vielen Bespielen deutlich.