Elsternest

Dengler ist pleite – Wolfgang Schorlau könnte ihm helfen

Wolfgang Schorlau und Wolfgang Niess im großen Saal des Hospitalhofes
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Dengler hat den Blues. Vier Monatsmieten schuldet der Privatdetektiv Georg Dengler seiner Vermieterin. Das sind knapp 3.000 €. Seine Beschattungsaufträge untreuer Ehefrauen halten ihn nur mühsam über Wasser. Seine wenigen, guten Freunde haben auch nicht das dicke Geld. Da kommt der anonym zugestellte Umschlag mit 15.000 € gerade recht. Seine Vermieterin ist glücklich. So steht es am Anfang des achten Kriminalromans von Wolfgang Schorlau, den er am 12. November im Hospitalhof vorstellte. Wolfgang Schorlau könnte seinem Privat Eye Dengler mit ein paar Euro aushelfen. Zumal er häufig mit ihm redet, wie er im Gespräch mit Wolfgang Niess vom SWR bei der „Premierenlesung“ verrät. Wolfgang Schorlau hat in Stuttgart – und nicht nur da – eine große Fangemeinde. 800 davon sind an diesem Abend in den großen Saal im Hospitalhof gekommen, der Einladung des Literaturhauses Stuttgarts folgend. Seine Bücher, vom Kiepenheuer & Witsch-Verlag herausgebracht, erzielen hohe Auflagen.

Ein Umschlag mit Geld rettet Dengler

Den Umschlag mit dem Geld hat Dengler von einem Unbekannten erhalten, der den offiziellen Theorien vom Selbstmord der rechtsradikalen Mörder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos nicht traut und die Hintergründe dieser Morde aufgeklärt haben will.

Dieser Krimi wird sich gut verkaufen. Es ist ein Roman über den Nationalsozialistischen Untergrund, kurz NSU-Komplex. Mit seinen „literarischen Ermittlungen“ hat sich Wolfgang Schorlau weit vorgewagt. Auch die vorhergegangenen Krimis waren mit brisanten politischen Themen grundiert:
Die Ermordung von Detlef Carsten Rohwedder, Präsidenten der Treuhandgesellschaft, die Privatisierung der Wasserversorgung, der Einsatz von deutschen Soldaten in Afghanistan, die Machenschaften der Pharmaindustrie und im letzten Roman die kriminellen Umtriebe der Fleischindustrie. Aber nie hat er sich eines noch laufenden Verfahrens angenommen. Beate Zschäpe steht seit Mai 2013 vor Gericht. Das Verfahren bekommt aktuell neue Brisanz. Sie hat vor einer Woche angekündigt, ihr hartnäckiges Schweigen zu brechen. Sie ist die dritte im rechtsradikalen Trio, das acht türkischstämmige und einen griechischen Kleinunternehmer regelrecht hingerichtet hat. Aber waren es nur drei? Wer hat die schützende Hand über diese Taten gelegt? Wolfgang Schorlau hat sich durch Ermittlungsakten gearbeitet, hat mit Polizisten Ungereimtheiten diskutiert. Viele Details seiner Recherchen haben unmittelbar Eingang in diesen Roman gefunden. Damit beschreitet er einen Weg, der im deutschen Kriminalroman einmalig ist: Sachbuch und Krimi zugleich. Ob das aufgeht wird sich zeigen. Die 800 Besucher an diesem Abend folgend ihm auf diesem Weg. Gebannt lauschen sie seinen Lesepassagen und verfolgen die Diskussion zwischen ihm und Wolfgang Niess, dem die Moderation sichtlich Vergnügen bereitet.

Wie Georg Dengler hat auch Wolfgang Schorlau einen Neuanfang gewagt

Sie haben den Blues
Blues-Session

Als Wolfgang Schorlau seinen ersten Dengler-Krimi schrieb, war er ein Anfänger. Er hatte eine Softwarefirma geführt, wollte sich aber als Schriftsteller neu erfinden. An diesem Abend erlebten wir ihn als Bluesfreund, der schon mal zur Mundharmonika greift. Sein Freund Werner Dannemann untermalte den Abend mit Bluesstücken. Obwohl dieser Bluesgitarrist sonst nur Profis an seiner Seite duldet, spielte er mit Wolfgang Schorlau zusammen am Ende dieser Buchpräsentation den Blues, den auch der Privatermittler Georg Dengler so liebt.
Die schützende Hand: Denglers achter Fall
384 Seiten, Klappenbroschur
Kiepenheuer & Witsch, Preis: 14,99 €
zu erwerben in jeder Buchhandlung Ihres Vertrauens.

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