Astrid Braun stellte Michael Wildenhain am 7. Februar als neuen Stipendiat im Schriftstellerhaus vor. In seiner Bewerbung für das Stipendium führte Michael Wildenhain aus, dass sein Hausverlag in Stuttgart angesiedelt sei und er plane, diese Stadt soll den örtlichen Backround in seinem nächsten Roman bilden. Allerdings kennt er als Berliner Stuttgart nur von kurzen Besuchen zu Gesprächen im Klett Cotta Verlag. Skizzenhaft umreißt der Autor sein neues Projekt.
Im Mittelpunkt steht jedoch an diesem Abend die Lesung aus Das Singen der Sirenen. Dieser Roman erschien im September vergangen Jahres und schaffte es auf Anhieb auf die Longlist des Deutschen Buchpreises.
Der Protagonist des Romans, Jörg Krippen, ist nach London gekommen, wo er ein Seminar halten soll. Er forscht über Frankenstein. Doch er ist auch geflohen vor einem Leben mit Frau und Sohn, die er in in Berlin zurück ließ.
Unter die Fittiche genommen wird er von Mae, eine Stammzellenforscherin.
„You look so lost“, sind die ersten Worte, die sie an ihn richtet, als er auf dem Universitätsgelände mit seinem Koffer und zwei Rucksäcken auftaucht, einen auf dem Bauch, einen auf dem Rücken. In der Folge wird sie immer wieder da auftauchen, wo Jörg Krippen verloren scheint, bis die beiden ein Liebesverhältnis eingehen – der Frankensteinexperte und die Stammzellenforscherin. Zwischen ihnen soll sich aber auch jener Graben aufmachen, der sich zwischen Natur- und Geisteswissenschaft aufmacht.
Michael Wildenhain durchstreift seinen Roman, liest Stellen aus der Zeit in London, springt dann zu einer Pegida Demonstration in Dresden, die sein Protagonist als linker Antifaschist mit seiner Frau erlebt hat. Er lässt durchblicken, dass das Kind von der Stammzellenforscherin Mae sein eigenes ist.
Michael Wildenhain kennt das linke Milieu, war selber in den achtziger Jahren in der Berliner Hausbesetzerszene aktiv. Auch in seinen anderen Romanen scheint die politische, linke Ebene immer wieder durch.
Bevor er sich an die Recherchen zu seinem neuen Roman macht, will er noch einige Projekte abschließen. Der Stipendienaufenthalt in Stuttgart wird ihm die Gelegenheit geben, diese Pläne zu verwirklichen.