Elsternest

Hôtel-Dieu in Beaune – Ganz in der Nähe von Morvan

Die helfenden Schwestern im Hôtel-Dieu, Beaune

„Gleich bin ich fertig mit den Vorbereitungen für die nächsten Kranken, die sich dieses Bett teilen werden“, so etwa kann man sich die Gedanken der Nonne vorstellen, die hier eines von 60 Betten im großen Krankensaal im Hôtel-Dieu in Beaune herrichtete. Das große Anwesen ist heute zu einem Museum umgewandelt, in dem M. erlebte, wie es im spätmittelalterlichen Hospiz zuging. Über den 60 Betten, je 30 an den Längsseiten des großen Saales aufgereiht, hebt sich die mit Schnitzwerk reich verzierte Decke. An der Stirnseite trennt eine Schranke den Saal von einer Kapelle ab. Schüsseln, Aderlassinstrumente und Nachtgeschirr vermitteln den Eindruck, als ob die letzten Kranken, die übrigens unabhängig von Geschlecht und Alter zu zweit in einem Bett lagen, gerade das Bett verlassen hätten.

Das Hôtel-Dieu war ein beachtlicher Wirtschaftsbetrieb, gestiftet von Nicolas Rolin

Das Krankenhaus und Hospiz wurde 1443 von dem Kanzler des Herzogs von Burgund, Nicolas Rolin, gestiftet. Es war von Anfang an darauf ausgelegt, den Ärmsten kostenlose (!), medizinische Versorgung zuteilwerden zu lassen. Teilweise finanzierten Reiche den Unterhalt, die für ihren Aufenthalt in dem Hospiz zahlen mussten. Aber auch angegliederte Wirtschaftsunternehmen und Stiftungen reicher Leute, finanzierte das Unternehmen. M. bekam auf seinem Rundgang durch die Gebäude einen guten Eindruck von dem alltäglichen Treiben in dem Gebäudekomplex, der eine barocke Apotheke beherbergt, und natürlich eine „Großküche“, in der man am offenen Kamin eine interessante Drehspießmechanik von 1698 und riesige Kupferkasserollen besichtigen kann.

Hôtel-Dieu Beaune

Als im Zweiten Weltkrieg das Krankenhaus vom Militär als Lazarett genutzt wurde, wurde die Belegung im großen Krankensaal durch zusätzliche Betten vervielfacht. Das Krankenhaus stellt seinen Betrieb erst in den 1970ger Jahren ein.

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3 Kommentare

  1. Das fand ich nun sehr interessant. Die Belegung der Betten zu zweit für Kranke stelle ich mir sehr stressig vor – in der heutigen Zeit – aber man war damals ja sehr viel bescheidener. Und es erinnert mich auch gleich an die Zeit nach dem Krieg, als wir wochenlang unterwegs waren und ich mit Oma in einem Bett schlafen musste, da wurde gar nicht gefragt. Und auch die Erwachsenen schliefen zu zweit in einem Bett, denn mehr Zimmer konnten wir uns nicht leisten. Die heutige Menschheit kann sich das alles überhaupt nicht vorstellen, und wir sind ja froh und dankbar, dass unsere Kinder keinen Krieg erleben mussten – bis jetzt!

  2. Nun das Hôtel-Dieu wurde wie ich schrieb im 15. Jahrhundert gegründet. Und die Armen, die hier versorgt wurden, leben zu der Zeit auch unter beengten Verhältnissen. Oft gab es nur eine Schlafstube für alle Kinder. Enge in den Betten war für die Patienten hier im Krankenhaus also nichts Ungewöhnliches.

    Als Nachtrag: So uneigennützig die Stiftung von Nicolas Rolin erscheint, war sie nicht: er lebte im festen Glauben, dass er sich mit seinen guten Taten einen Platz im Himmel sichern würde. Wobei er sicher davon ausging, dass er dort droben in den Armen eines Engels schlafen würde können oder aber ein breites Bett für sich alleine bekäme.

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