Jutta Weber-Bock veröffentlichte gerade den zweiten Band ihrer Romantrilogie über Christiane, dem Mündel des Hofmedicus, wie sie den ersten Band überschrieb. Nun stellte sie ihren zweiten Roman der Reihe wieder im Hospitalhof vor. Wie auch bei der Vorstellung des ersten Bandes moderierte am 3. Mai 2022 die Leiterin des Hospitalhofes, Monika Renninger, den Abend.
Geheime Botschaften werden durch Spielkarten und Blumenstickereien übermittelt
Was auffällt: Spielkarten, die im ersten Band eine herausragende Rolle spielten, kommen in den von Jutta Weber-Bock gelesenen Passagen nicht vor. Viel wird von Nadel und Faden, von Stickereien geschrieben, die Christiane geschickt auszuführen vermag. Offensichtlich haben Stickereien in diesem Band als Übermittler geheimer Botschaften die Spielkarten aus dem ersten Band abgelöst.
Christiane auf der Flucht vor der bösen Bergrätin Hehl
Als ihr Ziehvater, der Hofmedicus, verstorben ist, flieht Christiane vor seiner Schwester, der Bergrätin Elisabeth Hehl, in deren Obhut er Christiane gegeben hatte. Um ihrem Einfluss zu entgehen und eine gute gesellschaftliche Stellung zu erlangen, reist Christiane auf das Schloss Brandenburg im Illertal.
Christiane dient sich der Baronesse Fanny Marie als Kammerzofe an
Wie auch zum ersten Band hat die Autorin sich wieder tief in diverse Landesarchive vergraben, um die beschriebene historische Zeit so exakt wie möglich abzubilden. Für ihre Hauptfigur gibt es ein historisches Vorbild, die Giftmörderin Christiane Ruthardt. Sie war die letzte Person, die im damaligen Württemberg hingerichtet wurde. Im Staatsarchiv Ludwigsburg hat die Autorin die zugehörige Gerichtsakte eingesehen.
Von historischen Zeugnissen inspiriert
Sie sei keine Historikerin, sondern hat Germanistik und Philosophie an der Universität Osnabrück studiert, erläutert Jutta Weber-Bock im Gespräch mit Monika Renninger. Eine Historikerin wäre mit dem Material anders umgegangen als Jutta Weber-Bock, die diese Fundstellen mehr als Beschreibungsvorlagen nutzt. Das können die Zuhörerinnen (es waren überwiegend Frauen bei der Vorstellung) bei dem Vergleich der von Jutta projizierten Funde und dem dann gelesenen Text feststellen. Da wird eine Person schon mal exakt so beschrieben, wie sie auf der Abbildung dargestellt ist. Darunter leidet ein wenig die Lebendigkeit des Textes. Auch kommt an diesem Abend bei mir nicht so recht die Spannung auf, die bei historischen Romanen den Leser oft förmlich in den Roman hineinziehen. Eine exakt beschriebene Nadelarbeit bremst da eher die Spannung. Alles ist in diesem Roman an seinem exakten, historischen Platz. Das geht so weit, dass Christiane im roten Kleid auf dem Marktplatz in München mit einer Frau im roten Kleid auf dem vorgelegten Bild korrespondiert und man sich unwillkürlich in einer Bildbeschreibung wähnt.
Ein auf drei Teile angelegtes Romanprojekt
Die Kritik an der Romansprache, die vereinzelt zu ihrem ersten Band Das Mündel des Hofmedicus, geäußert wurde, hat sich Jutta Weber-Bock offensichtlich zu Herzen genommen. Weder liest sie an diesem Abend kurze, oftmals abgehackte Sätze, noch schreibt sie die Gedanken eines Kleinkindes, die als schwer lesbar charakterisiert wurden. Nun, Christiane ist in diesem Band zu einer jungen Frau herangewachsen und kann sich gewählt ausdrücken. Nach all der Erziehung, die sie in herrschaftlichen Kreisen genossen hat. Das kann natürlich auch an einem Lektorat liegen, das sich für den zweiten Band, Das Vermächtnis der Kurfürstin, vielleicht intensiver mit dem vorgelegten Text auseinandergesetzt hat. Denn einen dritten Band will der Gmeiner-Verlag veröffentlichen ….
Das Vermächtnis der Kurfürstin
480 Seiten, Klappenbroschur
Gmeiner-Verlag, Preis 15,00 €
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