Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, eine Hierarchie, die Frauen vom Priesteramt ausschließt und eine überholte Sexualmoral. Die Kritik an der Katholischen Kirche reißt nicht ab. Nun sollte man doch annehmen, dass der Heilige Geist auch in der Zeit von Pfingsten, die Kirche erhellen würde. Aber nein, es bleibt finster, wie der jüngste Eklat zeigt.
Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis wird in diesem Jahr nicht vergeben
Eine zehnköpfige Jury, bestehend aus Theologen, Literaturwissenschaftlern und Pädagogen, hatte sich für das Buch Papierklavier von Elisabeth Steinkellner als Gewinnertitel entschieden. Der Ständige Rat musste der Wahl der Jury zustimmen und verweigerte diese Zustimmung. Das Buch würde nicht den Kriterien des Preis-Statuts entsprechen.
Renommierte Kinderbuchautorinnen und -autoren protestieren gegen die Entscheidung
In einem offenen Brief protestierten 222 Kinderbuchautoren gegen diese Entscheidung:
„Die Ablehnung der Jury-Entscheidung verweist auf ein fehlendes Vertrauen in jene Vertreter kirchlicher Institutionen, die mit jungen Menschen arbeiten, ihre Lebenswelten und -realitäten, ihre Sorgen und Hoffnungen kennen.“
Das Buch handelt von einem sechzehnjährigen Mädchen, das in Tagebuchform aus ihrem Alltag berichtet. Es geht um Armut, den Tod einer geliebten Ersatzoma, um Freundschaft, um Sexualität. Eine Freundin der Hauptfigur ist transgender. Das hat den Bischöfen wohl nicht gepasst. Oder sie haben am Umgang mit Fragen der Sexualität Anstoß genommen. Oder der Geist zu Pfingsten hat sich nicht erhellt. Man weiß es nicht, der Ständige Rat hüllt sich in Schweigen. So manövriert sie sich weiter ins Abseits.
Papierklavier
140 Seiten, gebunden, Lesealter: 15 – 17 Jahre
Verlag: Beltz & Gelberg, Preis: 14,95 €
zu erwerben in jeder Buchhandlung Ihres Vertrauens.