Elsternest

Shinji Shūmeikai und Ōbaku – neue Formen im Buddhismus (JR-15)

Tag 15: Kyōto, 24. Oktober 2023

Der heutige Tag ist der Begegnung mit neueren buddhistischen Schulen gewidmet. Der Mampuku-ji ist der Haupttempel der japanischen Ōbaku-Zen-Schule, der in Japan etwa 460 Tempel angehören. Diese Zen-Richtung (Ōbaku-shū) wurde im 17. Jahrhundert von einem Mönch namens Ingen Ryuki aus China eingeführt. Der Tempel liegt in der Stadt Uji, die zur Präfektur Kyōto gehört. Die Anlage des Manpuku-ji ist sehr groß und weitläufig: Die West-Ost-Ausdehnung vom ersten Tor bis zur letzten Halle beträgt 290 m und baut sich symmetrisch entlang einer Hauptachse auf. Ein Teich und fünf wichtige Gebäude liegen exakt auf der Hauptachse und trennen die Anlage in mehrere Bereiche. Einige dieser Gebäude sind durch angrenzende gedeckte Korridore in Nord-Südrichtung zu einem vollständigen Querriegel ausgebaut, der jeweils den Übergang zwischen verschiedenen Niveaus des nach Osten leicht ansteigenden Geländes kaschiert. Auf den Freiflächen des „Achsenweges“ stehen moderne, illuminierte Figuren, die auf ein Fest hindeuten.

Bodhisattva Maitreya im Tempel Mampuku-ji

Im Innen des Tennoden (Eingangstor) führt der Weg gerade zu einer goldenen Figur des dickbäuchigen und lachenden Glücksgottes Hotei, die schon von den Stufen aus zu sehen ist. Hotei gilt als Manifestation von Miroku Bodhisattva (Bodhisattva Maitreya). Auch diese in Japan wenig übliche Darstellung ist ein chinesisches Merkmal, und in China ist der stets fröhlich lachende, fettwanstige Hotei mit seinem Kugelbauch über den mühsam angewinkelten Beinen und dem großen Sack neben sich ein sehr volkstümlicher Gott. In Japan gehört Hotei zu den sieben Glücksgöttern (Shichi Fukujin). Diese Figur ist ein Werk des Künstlers Fao Tan Sheng, der mit dem Tempelgründer im 17. Jh. aus China kam.

Der Gandi (Schlagbalken), der die Mönche zu alltäglichen oder besonderen Anlässen zusammenruft, hat hier die Form eines riesigen Fisches und ist als Schlitztrommel ausgebildet. Der Fisch ist im Buddhismus ein Symbol für Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, denn ein Fisch schließt nie die Augen und schläft nie.

Schlitztrommel als Fisch ausgebildert
Fisch-Schlitztrommel (mokugyo) mit Perle im leicht geöffneten Maul als Symbol des Universums

Shinji Shūmeikai ist eine sehr junge buddhistische Bewegung

Eine weitere Richtung der „neueren“ buddhistischen Schulen ist die der Shinji Shūmeikai
Mokichi Okada gründete die Church of World Messianity. Von dieser hat sich 1970 Shinji Shūmeikai abgespalten, die von Okadas Schülerin Mihoko Koyama gegründet wurde. Sie war Unternehmerin und die Erbin des Toyobo-Textil-Unternehmens und galt als einer der reichsten Frauen Japans. 1997 eröffnete sie in Kōka das Miho-Museum. Die Organisation finanziert sich durch Spenden, die unter anderem bei jeder Teilnahme an einer Zeremonie erwartet werden. Mitglieder müssen zwei Jahre Freiwilligendienst am Hauptsitz in Kōka ableisten, ehe sie angestellt werden können.

Das Miho-Museum beherbergt Kunstschätze von unbeschreiblicher Schönheit

Haroeris im Musseum der Shinji Shūmeikai Sekte
Haroeris der Steuermann der Sonnenbarke des Re

M. und seine Reisebegleiter besuchen in Kōka das Miho-Museum. Es stellt Mihoko Koyamas private Kollektion asiatischer und westlicher Antiquitäten aus, außerdem weitere Ausstellungsstücke im Wert von angeblich 300 Millionen bis 1 Milliarde US-Dollar, die von Shinji Shūmeikai auf dem Weltmarkt bis zur Öffnung des Museums 1997 gekauft wurden. Insgesamt umfasst die Sammlung 2000 Ausstellungsstücke, von denen etwa 250 zu sehen sind. Angefangen von ägyptischer Kunst, über griechische Kunst, persische und mesopotamische Kunst bis hin zu Asiatika ist alles vertreten. Stücke von ausgesuchter Schönheit, denn nach Ansichten der Shinji Shūmeikai Religion soll es eine spirituelle Wirkung haben, Kunst zu betrachten und dadurch Läuterung und Wohlergehen zu erlangen. Die ganze Anlage ist ein modernes Kunstwerk von dem Stararichitekten Ieoh Ming Pei, der unter anderem die Eingangspyramide des Louvre entworfen hatte.

Töpferwaren von schön bis kitschig

Die letzte Etappe des heutigen Tages ist der Ort Shigaraki, bekannt für seine Töpferwaren. Die Geschichte von Shirgaki soll im 13. Jahrhundert während der Kamakura-Periode begonnen haben. Dabei soll es sich um Fliesen für einen nahe gelegenen Palast gehandelt haben. Im Laufe der Zeit wurden die Farbe und Qualität von Shigaraki-Ton für Teeutensilien immer beliebter. Heute ist diese Region als eine der sechs großen Keramikregionen Japans bekannt. Neben kunstvollen Objekten gibt es die übliche Durchschnittsware und über präsent ist Tanukai: ein fiktives Wesen aus der japanischen Folklore, der Ähnlichkeit mit einem Waschbären hat. Er gilt als Trickster mit ambivalentem Charakter. Der Tanukai ist in ganz Japan für seine Darstellungen mit übergroßem Hodensack bekannt.

Am Abend geht es in eine typische japanische izakaya (Kneipe). Sie ist der populärste Typ von Gastronomiebetrieb in Japan. M. ist sich nicht sicher, ob er im Ginmi-Ya Nanairo die japanischen, feinen Speisen, das kühle Bier oder die reizende Kellnerin als besonderes Highligt nennen soll. Alles zusammen machen den Abend zu einem außergewöhnlichen Erlebnis.

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