Elsternest

Susanne Stephan präsentiert „Haydns Papagei“

Susanne Stephan "Haydns Papagei"
Susanne Stephan liest in der Stadtbibliothek Stuttgart

Die Buchpremiere von Susanne Stephans neuem Lyrikband Haydns Papagei am 8. Oktober in der Stadtbibliothek Stuttgart ist ein Heimspiel für die Stuttgarter Autorin: fast der gesamt Vorstand des Schriftstellerhauses, dem sie selber angehört, war anwesend. Mann und Sohn waren gekommen (die Tochter verhindert durch eine Mathematikprüfung in Freiburg, in deren Stresssituation sich Susanne Stephan sehr gut hineinversetzten kann) ebenso wie Weggefährten aus der „Stolpersteingruppe“. Die Erwähnung dieser Gruppe der Zivilgesellschaft wirft ein Licht auf das gesellschaftliche Engagement dieser Lyrikerin, die sich nicht in Abgeschiedenheit der Wortdrechselei hingibt.

Susanne Stephan sei mit ihrem Werk in der Stadtbibliothek seit vielen Jahren präsent, lobt Ingrid Gerlach von der Bibliothek in ihrer Begrüßung das Œvre der Lyrikerin. Für Schriftsteller aus der Region gibt es eine eigene Präsenssammlung, in der sie mit ihrem Werk vertreten ist, ebenso wie in der umfangreichen Lyriksammlung, der Stadtbibliothek.

Walle Sayer führt in seinem einleitenden Essay sehr kenntnisreich in den neuen Lyrikband ein, hebt aber auch die Unterschiede zu den beiden ersten Bänden hervor, die um die Beschreibung von lyrischen Orten kreisten: Tankstellengedichte (2003) und Gegenzauber (2008). In dem neuen Band nimmt die Musik breiten Raum ein. Biografische Elemente sind immer wieder in die Gedichte eingewoben. Eine Rezension des Bandes habe ich hier im Elsternest geschrieben.

Ein Nachruf auf Haydn

Natürlich beginnt Susanne Stephan ihre Lesung mit dem Gedicht „Haydn nachgerufen“. Der darin beschriebene Papagei findet sich im Titel des Bandes wieder. Es ist ein Nachruf in Form einer Ballade, ausgehend von dem Papagei, der aus dem Nachlass des Komponisten zur Versteigerung kam. Weitere Gedichte aus dem Zyklus „Balladen“ trägt sie vor, die sich alle um musikalische Themen drehen, seien es Texte zu Chopin, Mozart oder Beethoven. Der letzte Brief von Schubert, den Susanne Stephan in Wien in einem Museum gesehen hat, war der Ausgangspunkt für das Gedicht „Frontier“. Darin bittet Schubert um einen weiteren Roman von Cooper, einen, wie im Gedicht beschrieben, noch nicht gedruckten und noch nicht einmal geschrieben.

Susanne Stephan verwendet starke lyrische Bilder

Susanne Stephan
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Es sind immer wieder starke Bilder, die Susanne Stephan zum Ausgangspunkt ihres lyrischen Schaffens macht, wie sie im Werkstattgespräch mit Walle Sayer erklärt. Mit Walle Sayer hat sie einen einfühlsamen Gesprächspartner an ihrer Seite. Beide kennen sich seit Jahren, beide veröffentlichen im Klöpfer& Meyer Verlag, beide sind Lyriker. Das hätte auch zu einem Wortwechsel führen können, denn das Feld der Lyrik in der deutschen Literaturlandschaft ist ein kleines und die Konkurrenz lauert zwischen den Zeilen. Ihre kollegiale Freundschaft ist ein Glücksfall für das Werkstattgespräch, das getragen ist von Empathie und Respekt, nicht von Konkurrenz. Im Gegensatz zu einigen zeitgenössigen Autoren, die ihr Schreiben einer von ihnen definierten Poetik ausrichten, kann Susanne Stephan keine Poetik benennen. Ihre Poetik scheint durch ihre Gedichte hindurch wie durch einen feinen Seidenstoff. Auch ihre Gedichte sind fein gewebt.

Susanne Stephan "Haydns Papagei"Haydns Papagei
Gedichte
128 Seiten, geb. mit Schutzumschlag
Klöpfer & Meyer, Preis: 18,00 €
zu erwerben in jeder Buchhandlung Ihres Vertrauens

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