Elsternest

Band 2 blättert auf

Hans Thill vom Band 2 liest "Der Hutmacher"
Hans Thill vom Band 2 liest „Der Hutmacher“

 

Regelmäßig treffen sich im Schriftstellerhaus Schreibende zu Diskussion ihrer Texte und um in werkstattlicher Atmosphäre gemeinsam an Texten zu arbeiten. Der Name der Gruppe: Band 2. Einmal im Jahr stellen sie ihre Texte der Öffentlichkeit vor, dieses Jahr am 1. Juli im Schriftstellerhaus. Das Schriftstellerhaus gilt allgemein als das schmalste Haus in Stuttgart und dementsprechend eng wurde es bei der Lesung der zehn TeilnehmerInnen der Gruppe Band 2. Alle Stühle waren im engen Tagungsraum besetzt, die Treppe zum Büro des Schriftstellerhauses und eine Bierbank im Flur dienten ebenfalls als Sitzgelegenheit für die zuhörenden Gästen. Klar, wenn 10 Mitglieder der Schreibgruppe lesen und jeder auch nur zwei Freunde zum Kommen überreden kann, sind dreißig schnell beieinander und dafür reicht der kleine Raum im Schriftstellerhaus nicht aus, in dem in der Regel intime Werkstattgespräche stattfinden.

Trotz der Enge und der sommerlichen Temperaturen, die die Veranstalter dazu zwangen, die Tür zur Straße offen zu lassen, war es ein Vergnügen, den Beteiligten zuzuhören. Es wurde Lyrik vorgetragen, durchkomponierte Geschichten, historische Familiengeschichten in der Entstehung und all das verband Willi Steinfeld galant mit seinen kurzen Zwischenmoderationen.

Sarah Dressel vom Band 2 trägt Lyrik vor
Sarah Dressel trägt Lyrik vor

Erwartungsgemäß sind die Texte einer Arbeitsgruppe von sehr unterschiedlicher Qualität. Das galt sowohl für den eigentlichen Text als auch für den Vortrag. Aber da alles ein Abbild eines laufenden Arbeitsprozesses war, tat das dem Vergnügen der Zuhörer keinen Abbruch, wie es in den Gesprächen während der Pause und am Schluss der Veranstaltung deutlich wurde. Sarah Dressel, die die Gruppe organisatorisch zusammen hält, trug zwei längere Gedichte vor, unterstrich ihren Vortrag mit fein abgestimmten Gesten.

 

Geschichten dem Leben abgeschaut

Band 2: Die feine englische Art
Die feine englische Art

Dass Geschichten im wahren Leben fußen, bewies David Heinze mit seiner Geschichte über einen fünfzehnjährigen Schüler in England, der zur Perfektionierung seiner Sprachkenntnisse auf die Insel reist, in einer englischen Unterschichtfamilie aufgenommen wird und dort so gar nicht die feine englische Art erkennt. Die Hausmutter macht ihm zu allem Überfluss noch eindeutige sexuelle Avancen, mit denen er hoffnungslos überfordert ist. Der Text ist nicht nur humorvoll geschrieben sondern wurde auch von David Heinze perfekt vorgetragen.

Darüber hinaus trugen an diesem Abend ihre Werke vor: Ingeborg Anna Mentor, Hans Thill, Franz Lässig, Renate Philippi, Svenja Bramfeld, Larissa Hieber und Frank Sohler. Die Resonanz auf ihre Lesung ist sicher Ansporn, weiter an ihren Texten zu arbeiten, neue Texte aufs Papier zu bringen und im nächsten Jahr (in einer größeren Raum?) diese wieder einem breiten Publikum vorzustellen.

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