Die Anstifter richteten ihren traditionellen Neujahrsempfang wie auch in den letzten Jahren im Kulturzentrum Merlin aus. Ebenfalls eine Tradition: die wunderbare, scharfe, hinterindische Linsensuppe mit frischem Koriander.
Es war mir eine große Ehre, von Peter Grohmann gebeten worden zu sein, einen Text von B. Traven zu lesen. Der Roman „Die weiße Rose“ wurde 1929 zum ersten Mal veröffentlicht und beschreibt mit bedrückender Aktualität das Vorgehen der amerikanischen Ölkonzerne in Mexiko in den zwanziger Jahren. Die peruanische Musikerin Yingrid untermalte mit Klaviermusik meine Lesung einiger prägnanter Ausschnitte aus diesem Roman.
Schon die ersten Sätze ziehen den Leser in die Geschichte hinein. Es sind Sätze, nach denen Romanschriftsteller lange suchen und die wir Leser so sehr lieben:
Die Condor Oil Company war unter den amerikanischen Ölkompanien, die ihre Unternehmungen auf Mexiko ausgedehnt hatten, durchaus nicht die mächtigste.
Aber sie hatte den stärksten Appetit.
Es ist die Geschichte eines Interessenskonflikts. Auf der einen Seite die rücksichtslose Ausbeutung der Erde durch die Ölkonzerne, um an Rohstoffe zu kommen auf der anderen Seite der Indio Jacinto Yañez, der die Ländereien der Hacienda als Erbe, als Gabe ansieht und die Verantwortung für zukünftige Generation übernimmt, die ebenfalls von den Früchten der Erde leben müssen.
Die Ausbeutung der Erde geht weiter. Immer noch werden Kriege um Rohstoffe geführt. Selbst die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen werden in den Blick genommen. Nicht für die dort lebende Bevölkerung sondern für z. B. Reisanbau der Chinesen oder zur Erzeugung von Lebensmittel für die Produktion von Biokraftstoff. „Landgrabbing“ ist ein fast harmloses Wort für diese brutale Aneignung fremden, fruchtbaren Bodens.
Peter Grohmann fächerte in seinen anschließenden Reden die vielfältigen Themen auf, bei denen sich Anstifter engagieren. Angefangen bei der Ausgrenzung von Minderheiten über die Bekämpfung von Rechtsradikalismus, Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nazi-Regimes bis hin zur Unterstützung von Initiativen, die durch unseren Friedenspreis ausgezeichnet werden, der alljährlich verliehen wird. Der letzte ging an ein ganzes Dorf: Sant’Anna di Stazzema. Ich berichtete darüber. Ich wünsche uns Anstiftern weiterhin einen langen Atem und den unbändigen Humor von Peter, mit dem er den oft schwierigen Verhältnissen begegnet.