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Ry Cooder ist vor einigen Wochen 75 Jahre alt geworden (am 15. März). Aber die Gitarre hat er immer noch nicht in den Ständer gestellt. Gerade hat er wieder ein Platte herausgebracht, auf der er mit seinem Sohn am Schlagzeug und dem legendären Musiker Taj Mahal zu hören ist, wie er Gospelsongs neu arrangiert, ohne ihren ursprünglichen Glanz zu mindern. Moritz Hildt, ein „Bruder im Musikgeiste“ machte mich auf diese neue Platte aufmerksam, die er bei Sounds & Books besprach.
Starke Geschichten musikalisch stark umgesetzt
Natürlich hörte ich mir gleich einige Stücke aus diesem Album an und war begeistert. Beim Stöbern auf YouTube fand ich dann allerdings auch The Prodigal Son, ein Song vom verlorenen Sohn, fußend auf einem biblischen Bild. Gerade aus dem Kloster kommend, hat mich diese Interpretation stark beschäftigt. In diesem Traditional geht es um das Glück, anzukommen, dorthin zu gelangen, wo man mit sich im Reinen ist. Dabei wechselt selbst in den Strophen die Erzählperspektive, womit eine beachtliche Unmittelbarkeit erzeugt wird. Das neutestamentarische Gleichnis vom verlorenen Sohn kopiert dieser traditionelle Song eines Unbekannten also nicht, sondern nimmt die Dichte der Erzählung, um seine eigene vom Heil, von der Heiligkeit darin zu verweben. Hier istdie Heiligkeit eine musikalische.
Ry Cooder ist die Musik heilig
Auch Ry Cooder ist die Musik heilig, wie könnte es anders sein, bei diesem „Musikethnologen“: Seit fast 50 Jahren kann man die immense Tragweite und den Einfluss von Ry Cooders Musik vielleicht genauso viel oder sogar mehr spüren als hören. Als Musiker, Produzent und Songwriter hat der in Los Angeles, Kalifornien, geborene Ry Cooder Musik und Kultur aus der Stadt, dem Staat, dem Land und der ganzen Welt erforscht.
Seine Mitmusiker sind gut 30 Jahre jünger als der Meister
Der ausdrucksstarke Gesang von Ry Cooder und seine exzellente Slidegitarrenarbeit wird bei The Prodigal Son von drei Musikern unterstützt, die, etwa dreißig Jahre jünger sind. Joachim Cooder spielt Schlagzeug oder besser gesagt, eine Mischung aus Schlagzeug und Percussion, Bass spielt Robert Francis und Sam Gendel ist am Saxophone zu hören.
Hal Horowitz schrieb in einer Vier-Sterne-Kritik für American Songwriter:
„Cooder ist zu einem ähnlichen Grundkonzept aus Gospel, Backwoods und Folk-Blues zurückgekehrt, mit dem er vor all den Jahren seine musikalische Reise begonnen hat… dieses lang erwartete Comeback Cooders ist eine freudige, intensive und gelegentlich humorvolle Erfahrung, die jeder Americana-Fan genießen wird.“